FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 31. Mai 2017. Anleger verlassen in Scharen den Markt, um von der Seite aus zuzuschauen. Das nimmt deutschen Aktien eine der potentiellen Stützen.
Seit der vergangenen Stimmungserhebung hat der DAX gerade einmal eine Kursbandbreite von knapp 1,4 Prozent zustande gebracht, was eigentlich einem ausgesprochen ruhigen Handelsverlauf entspricht. Für diejenigen - und das waren nicht wenige -, die die bisherige Korrektur des DAX seit seinem Allzeithoch von vor zwei Wochen zum Kauf genutzt hatten, ergab sich jedoch gerade seit vergangenem Mittwoch ein ausgesprochen dürftiges Ergebnis.
Hinzu kamen neue Sorgen und Ängste, etwa wegen der Differenzen zwischen der Administration von US-Präsident Donald Trump und den europäischen Verbündeten sowie wegen der jüngsten Spekulationen über eine vorzeitige Neuwahl in Italien. Auch der dahinschmelzende Vorsprung der britischen Premierministerin Theresa May, der sich in den jüngsten Umfragen zur bevorstehenden Unterhauswahl am 8. Juni andeutete, und die sich damit möglicherweise verändernden Rahmendaten für den Brexit, scheinen Investoren zu beschäftigen. Gerade in einem so ruhig vor sich hin dümpelnden Aktienmarkt bleibt naturgemäß viel Zeit, sich mit möglichen Risiken intensiver als sonst zu beschäftigen.
Dieses Risikobewusstsein spiegelt zumindest die jüngste Umfrage unter den mittelfristigen institutionellen Investoren wider. So ist in diesem Panel unser Börse Frankfurt-Sentiment Index, ausgehend von der neutralen Nulllinie in der Vorwoche, auf einen Stand von -19 Punkte gefallen. Das bedeutet zwar kein neues Jahrestief, aber immerhin die drittschlechteste Stimmung in diesem Jahr. Dass sich 16 Prozent aller Befragten unseres Panels (bzw. 40 Prozent aller vormaligen Bullen) von ihrer optimistischen Sichtweise verabschiedet haben, ist angesichts der geringen Schwankungsbreite des DAX während des Berichtszeitraums durchaus beachtlich.
Möglicherweise hat auch eine aufkeimende Ungeduld, nachdem sich einfach keine ordentlichen Kursgewinne einstellen wollten, für diese starke Stimmungsveränderung gesorgt. Bemerkenswert ist vor allem, dass keine großen Positionswechsel in der Hoffnung auf fallende Kurse stattgefunden haben, sondern sich über 80 Prozent der Optimisten aus der Vorwoche ins Lager der neutral gestimmten Akteure geschlagen haben - deren Anteil liegt mit knapp einem Drittel aller Befragten so hoch wie seit Ende März 2016 nicht mehr. Grund dafür ist vielleicht, dass beim DAX auch an der Unterseite keine großen Ausschläge erwartet werden.
Risikobewusste Privatanleger
Ähnliches stellen wir auch bei den Privatanlegern fest, deren Börse Frankfurt Sentiment Index jedoch nur um 9 Punkte auf einen Stand von -11 Punkte gefallen ist. Damit weist auch in diesem Panel die Stimmung in Richtung Jahrestief, genau wie vor 14 Tagen. Die jüngsten Pessimisten werden allerdings, im Gegensatz zu den institutionellen Anlegern, fast ausschließlich von vormals neutral eingestellten Marktteilnehmern gestellt. Mit anderen Worten: Man setzt in diesem Panel nicht auf ruhige Zeiten, sondern scheint die oben genannten Risiken ernst zu nehmen.
Stimmungstechnisch hat sich die Situation für den DAX jedoch nicht so stark, wie es sonst bei einem solch deutlichen Pessimismus üblich wäre, verbessert. Denn bei den institutionellen Akteuren dürfte im Falle eines deutlichen Kurseinbruchs allein aufgrund ihrer relativ hohen neutralen Einstellung kein vergleichbar großer Handlungsbedarf bestehen wie in den vergangenen Wochen (etwa wegen Gewinnmitnahmen aus Absicherungen bzw. Short-Positionen). Damit bleibt das Heft des Handelns in den Händen der langfristig orientierten Marktteilnehmer, die sich zumindest aktuell noch bei Aktienengagements in der Eurozone wohlfühlen - sofern der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar weiterhin stabil bleibt.
31. Mai 2017, sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter. Laden Sie sich jetzt die neue Version der Börse Frankfurt-App für Android oder iOS herunter, bzw. aktualisieren Sie die Version auf Ihrem Smartphone. Die App bietet jetzt kostenlose Xetra-Preise in Realtime. Bis zu drei Titel können Sie in Ihre Watchlist aufnehmen. Außerdem: Broker-Buttons für den direkten Weg in Ihre Ordermaske, Watchlists ohne Anmeldung u.v.m. Unterstützen Sie uns bitte mit Ihrem Feedback - im App-Store oder direkt per Mail an uns. © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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