Es wird noch viel Wasser den Main am Sitz der EZB in Frankfurt herunterlaufen bis im Oktober 2019 Mario Draghi den Staffelstab an einen neuen obersten Währungshüter übergeben wird. Dennoch hat die Nachfolgedebatte längst begonnen.
Für so manchen im politischen Berlin scheint klar zu sein, dass dann ein Deutscher an der Reihe ist, am liebsten Jens Weidmann, der Chef der Deutschen Bundesbank, die als Synonym für geldpolitische Stabilität gilt. Denn die EZB habe einen stabilitätspolitischen Großschaden verursacht. Das deutsche Reinheitsgebot hat sie dramatisch gepanscht: In der Finanz-, Staatsanleihen- und Eurokrise kaufte die EZB Anleihen von mittlerweile fast zwei Billionen Euro auf und schaffte mit Nullzinsen den Kapitalismus ab. Mit ihrem Eingreifen wurde die EZB sogar zum heimlichen Machtzentrum der Eurozone und Draghi ihr eigentlicher Präsident. Von politischer Unabhängigkeit der Notenbank kann man nur noch mit mindestens vier Promille sprechen.
Mit dieser Laxheit hat die EZB die Eurozone zwar vor dem Super-GAU gerettet. Doch diese Rettungstat von "Sankt Martin" Draghi hat ihren hohen Preis. Die Zeche zahlen die Zinssparer. So haben deutsche Anlegerinnen und Anleger durch die Zins-Diät der EZB seit 2010 weit über 300 Milliarden Euro Erträge verloren. In diesem Jahr kommen fast 100 Mrd. Euro Zinsverluste hinzu. Nach Inflation rentieren deutsche Staatspapiere aktuell im Durchschnitt mit minus 1,8 Prozent. So werden 2017 fast 40 Mrd. Euro an privatem Geldvermögen vernichtet. Die Schuldenkrise in Euroland ist die Guthabenkrise der Sparer. Die Entschuldung von Italien & Co. ist ihre Entreicherung.
Wer wollte jetzt noch bestreiten, dass 2019 ein deutscher Meister Proper gebraucht wird, der im "Sündenbabel" der EZB den Dreck der Instabilität beseitigt und die Tugendhaftigkeit wieder zum Vorschein bringt? Bundesbankchef Weidmann ist schon lange der größte Kritiker der ultralockeren EZB-Politik. Er hat auch dann noch die Fahne der geldpolitischen Disziplin hochgehalten, als die EZB bereits vor der Laxheit kapituliert hatte.
Was wird zukünftig bei der EZB serviert: Französische Crème brûlée oder deutscher Magerquark?
Den vollständigen Artikel lesen ...