FRANKFURT (dpa-AFX) - Die von der US-Regierung geplanten drastischen Steuersenkungen könnten sich laut der Bundesbank negativ auf Deutschlands Wirtschaft auswirken. Dem positiven Impuls einer steigenden Importnachfrage aus den USA stehe aus Sicht anderer Länder ein negativer Effekt durch eine weltweit steigende Inflation infolge eines starken US-Dollar gegenüber, heißt es im am Montag veröffentlichten Monatsbericht Mai der Deutschen Bundesbank. "In einigen Ländern könnte der Gesamteffekt auf das Bruttoinlandsprodukt sogar negativ ausfallen." Dies treffe einer Modellrechnung zufolge unter anderem auf Deutschland sowie auf die meisten übrigen Volkswirtschaften des Euroraums zu.
Für die US-Wirtschaft sei unterdessen ein positiver Effekt der von US-Präsident Donald Trump angepeilten Steuerreform langfristig nicht gesichert, schreiben die Währungshüter. Zwar dürften kurzfristig die Investitionen und der private Konsum zulegen, "sodass die Wirtschaft zunächst deutlich an Fahrt gewinnt." Dieser Effekt dürfte aber schnell verpuffen. Sollte die Reform nach zehn Jahren aus politischen Gründen gar zurückgenommen werden, könnte sich die Wirtschaft in den USA demnach sogar schlechter entwickeln als ohne die Reform.
Da aber gleichzeitig die Inflation und in der Folge auch die Zinsen kräftig anziehen dürften, sei mit einer Verteuerung der Staatsfinanzierung zu rechnen, heißt es im Monatsbericht. Der US-Staatsschuldenberg im Verhältnis zur Wirtschaftskraft des Lande dürfte daher innerhalb eines Jahrzehnts gegenüber bisherigen Schätzungen um 30 Prozentpunkte höher ausfallen.
Allerdings seien diese Schätzungen mit Vorsicht zu interpretieren, weil die konkrete Ausgestaltung der Reformpläne sowie deren politische Umsetzbarkeit bislang noch in den Sternen stehe. Vereinfachend gehen die Bundesbank-Ökonomen in ihrer Modellrechnung von einer effektiven Absenkung des Steuersatzes für Unternehmen auf 15 Prozent sowie einer Verringerung des effektiven Einkommensteuersatzes um 1,4 Prozentpunkte aus./tos/jsl/fbr
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