FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. Juni 2017. "FAANG"-Aktien, also Titel von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google, erreichen immer neue Hochs. Auch Tesla und Applied Materials glänzen an der Börse.
Der Rekordlauf des Nasdaq 100 geht weiter: Am Dienstag wurde mit knapp 5.891 Punkten abermals ein neuer Höchststand erreicht, am gestrigen Mittwoch schloss der US-amerikanische Technologieindex mit 5.886 Zählern nur wenig darunter. Für die vergangenen zwölf Monate kommt der Nasdaq 100 mittlerweile auf ein Plus von 30 Prozent, allein seit Jahresanfang sind es 21 Prozent. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich der Index mehr als verdoppelt. Für Christopher Steinhöfel von der Baader Bank sind die "FAANG"-Aktien längst Volksaktien. "Jeder kann etwa dazu sagen, jeder hat eine Meinung."
Apple und Google auf ersten Plätzen
Ohne Zweifel gehören Apple und die Google-Mutter Alphabet zu den Treibern des Marktes. Die Apple-Aktie hat im Mai - in US-Dollar und Euro - ein neues Allzeithoch markiert, aktuell liegt sie mit 155,37 US-Dollar und 138,30 Euro nur knapp darunter. "Der Anfang der Woche vorgestellte vernetzte Lautsprecher mit der Assistenzsoftware Siri kam nicht so gut an", berichtet Steinhöfel. "Dafür überzeugte das neue Betriebssystem macOS High Sierra." Große Hoffnungen richteten sich nun auch auf das noch für dieses Jahr erwartete iPhone 8. "Das soll neue Rekorde aufstellen."
Auf immer neue Hochs klettern auch die Aktien der Google-Mutter Alphabet (WKN A14Y6F, A14Y6H). Am Montag dieser Woche durchbrach der Kurs an der Nasdaq erstmals die 1.000 US-Dollar-Marke. Von der Marktkapitalisierung her ist der Konzern mittlerweile die Nummer zwei gleich hinter Apple. "Alphabet ist sehr gut aufgestellt", meint Steinhöfel. Der Konzern sei längst nicht mehr nur Software-Anbieter, sondern auch zum Beispiel in den Bereichen Künstliche Intelligenz und selbstfahrende Autos tätig. "Aktuell gibt es Übernahmegerüchte, angeblich soll der Haushaltsgerätehersteller Whirlpool übernommen werden, um das Smart Home-Konzept weiter verfolgen zu können."
Tesla auf der Überholspur
Auch Tesla (WKN A1CX3T) erreichte diese Woche ein neues Allzeithoch. "Der Elektroautobauer hat ehrgeizige Ziele: Das Modell Y, ein Elektro-SUV, soll schon 2019 auf den Markt kommen", berichtet Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Für 2018 sei der Verkauf von 500.000 Modellen geplant, für 2020 sogar eine Million.
Im dritten Quartal 2016 hatte das Unternehmen zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder die Gewinnzone erreicht, im vierten Quartal war es aber wieder ein Verlust. "Im ersten Quartal 2017 erzielte Tesla zwar Rekorde bei Produktion, Auslieferungen und Umsatz, rutschte aber nochmals tiefer in die roten Zahlen", bemerkt Vorhauser. Anleger scheint das nicht zu stören, der Kurs hat sich in US-Dollar seit Dezember fast verdoppelt, in Euro ergibt sich immerhin noch ein Plus von fast 90 Prozent.
Applied Materials mit Kursverdreifachung
Zu den großen Gewinnern gehört auch der Halbleiterhersteller Applied Materials, der Kurs hat sich seit September 2015 mehr als verdreifacht (WKN 865177). "Das Unternehmen profitiert enorm von den weltweit steigenden Ausgaben für Smartphones und Tablets und dem Boom beim Internet der Dinge", bemerkt Vorhauser. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2016/2017 kletterte der Umsatz von 2,45 auf 3,55 Milliarden US-Dollar, der Gewinn von 320 auf 824 Millionen US-Dollar. "Im laufenden Quartal soll der Umsatz auf bis zu 3,75 Milliarden US-Dollar steigen." Die Aktie wird aktuell zu 41 Euro gehandelt, das ist immer noch weit unter dem vor dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 erreichten Allzeithoch von 61 Euro, aber ein Vielfaches des Tiefs von rund 6 Euro während der Finanzkrise.
Überhitzung oder neue Ära?
Steil nach oben ging es auch für Netflix, die Aktie kommt an der Börse Frankfurt (WKN 552484) auf Sicht von einem Jahr auf ein Plus von 71 Prozent. Bei Amazon (WKN 906866) sind es immerhin noch 41 Prozent, bei Facebook (WKN A1JWVX) 31 Prozent. "Noch hinkt der Vergleich mit dem Jahr 2000", meint Vorhauser, so hätten die Kurs-Gewinn-Verhältnisse die Niveaus von damals noch nicht erreicht. "Ein bisschen kann es noch aufwärts gehen."
"Es gibt im Moment viele Crash-Propheten, die auf Parallelen zur Vergangenheit hinweisen", beobachtet Steinhöfel. "Und tatsächlich weisen alle charttechnischen Indikatoren auf eine Überhitzung hin." Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis sei mit fast 27 schon sehr hoch. "Doch Technologieunternehmen lassen sich nicht einfach nach dem KGV bewerten. Auch Facebook oder Amazon haben einmal so angefangen." Eine Blase sieht er daher nicht, allenfalls hält er eine Abkühlung für möglich - wegen des nachlassenden Wachstums in China, der Stagnation in Japan und der Brexit-Belastungen für Europa. "Dazu kommt Trump in den USA. Das kann zum Stolperstein, aber - etwa im Fall einer Steuerreform - auch zum Treiber werden."
von: Anna-Maria Borse
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