FRANKFURT (Dow Jones)--Kurz vor der voraussichtlichen Übernahme großer Teile der insolventen Air Berlin sieht der Chef der Deutschen Lufthansa weiteren Konsolidierungsbedarf in der Luftfahrtbranche. "Die Lufthansa gehört zu den weltweit größten Playern in der Airline-Industrie und hat dennoch nur 3 Prozent Weltmarktanteil", sagte Carsten Spohr im Gespräch mit dem Handelsblatt. Von Marktdominanz könne man da nicht sprechen. Vielmehr dürfte der Wettbewerb in den kommenden Jahren zunehmen.
Europa brauche mehrere, weltweit bedeutende Fluggesellschaften. "Es gibt jeweils drei starke Anbieter in China, den USA und vom Persischen Golf", sagte Spohr weiter. "Wir brauchen auch drei starke Europäer."
Die starke Fragmentierung des weltweiten Luftverkehrsmarktes müsse bei der kartellrechtlichen Prüfung des Kaufs von Air-Berlin-Teilen berücksichtigt werden, fordert der Lufthansa-Chef. "Wir gehen davon aus, dass die Kartellbehörden in den kommenden Wochen und Monaten die Übernahme mindestens unter europäischen Wettbewerbsgesichtspunkten betrachten und die Prüfung nicht auf den deutschen Markt beschränken werden." Eigentlich müsse man sogar eine globale Betrachtung vornehmen, schließlich sei die Branche global. Die kartellrechtliche Genehmigung der Transaktion dürfte zwischen sechs und acht Wochen dauern, erwartet Spohr.
Preiserhöhungen auf einzelnen Strecken wollte Spohr gegenüber der Zeitung nicht ausdrücklich ausschließen. Schließlich seien die Preise in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Wettbewerb werde es aber dennoch weiter geben, wenn auch nicht auf allen Strecken. "Ich bin mir sicher, dass wir insgesamt einen noch härteren Wettbewerb von gesunden Airlines erleben werden", sagte Spohr.
Am heutigen Donnerstag endet die Frist der exklusiven Verhandlungen mit dem Gläubigerausschuss von Air Berlin. Am Vormittag werden Sachwalter und Generalbevollmächtigter der insolventen Air Berlin wohl den Verkauf großer Teile von Air Berlin an Lufthansa bekanntgeben, schreibt das Handelsblatt. Nach Informationen aus gut informierten Kreisen seien sich beide Seiten am Mittwochabend inhaltlich einig geworden. Die Deutsche Lufthansa will die nicht insolventen Air-Berlin-Töchter Niki und LGW sowie weitere 13 Airbus-Jets übernehmen und zudem zu 3.000 Air-Berlin-Mitarbeiter in der eigene Billigtochter Eurowings aufnehmen.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/sha/cbr
(END) Dow Jones Newswires
October 12, 2017 02:04 ET (06:04 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.