
Der Ausgang der mit Spannung erwarteten Sitzung zeigt, wie schwierig die Lage der Opec geworden ist. Jede weitergehende Kürzung schmerzt offenbar zu sehr, als dass man sich dazu hätte durchringen können. Darüber hinaus gibt es die nagende Unsicherheit, ob und wie lange die Förderkürzungen überhaupt ihren Zweck erfüllen. Zwar sieht es danach aus, dass das Überangebot und die gewaltigen Lagerbestände kurzfristig spürbar verkleinert werden. Es gibt aber einen Faktor, der der Opec längerfristig einen Strich durch die Rechnung machen dürfte: Inzwischen gehen selbst die Opec-Ökonomen davon aus, dass die US-Schieferölförderung im laufenden Jahr um satte 800000 Barrel pro Tag (bpd) zunehmen wird. Aufgrund umfangreicher Effizienzgewinne und Kostensenkungen der amerikanischen Schieferölproduzenten könnten es möglicherweise auch noch mehr werden. Dies drückt auf den Ölpreis, so dass zusätzliche Opfer der Opec und insbesondere Saudi-Arabiens mehr oder weniger umsonst wären.
Die Opec steckt in der Zwickmühle: Drosselt sie stärker als bisher, drehen die US-Firmen noch mehr auf, was die Erholung des Ölpreises zumindest deckeln würde. Behält das Kartell das gegenwärtige Niveau bei oder erhöht gar die Produktion, geht es mit dem Preis ebenfalls tendenziell nach unten.
Der Grund dafür ist, dass der Opec die Kontrolle über den Ölpreis längst entglitten ist, weil die USA zum schnell reagierenden "Swing Producer" geworden sind. Eine Rückkehr zu Preisniveaus deutlich über 70 Dollar wird es - außer kurzfristig in Zeiten akuter geopolitischer Krisen - wohl nicht mehr geben.
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