FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Erhöht die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr nochmals, und wie sieht es aus mit der Fed-Bilanzverkürzung? An den Märkten sind das die wichtigsten Fragen.
18. September 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit den neuen Rekorden an den US-Börsen sind Analysten zufolge die Chancen für einen weiteren DAX-Anstieg in dieser Woche gut. In den USA erreichten Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq Composite am Freitag neue Höchststände, der Dow Jones kam sogar auf den größten Wochengewinn in diesem Jahr. Der DAX steht am Montagmorgen bei x Punkten, vor knapp drei Wochen lag er noch bei 11.945 Zählern. Was die Bundestagswahl angeht, erwarten Börsianer weder für den Fall der Wiederwahl von Angela Merkel noch für einen Sieg der SPD unter Martin Schulz einen drastischen Kurswechsel.
"Für die Finanzmärkte ist nicht die Bundestagswahl, sondern die Fed-Sitzung der wichtigste Termin der Woche. Denn dann sollte die künftige US-Geldpolitik klarer werden", erklärt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Am Markt wird davon ausgegangen, dass die US-Notenbank die Verkürzung der Bilanz bekannt geben wird, also aufgekaufte Anleihen auslaufen lassen und Zinsen nicht wieder reinvestieren wird. Mit einer weiteren Zinsanhebung wird hingegen noch nicht gerechnet.
Risiken des Zinsanstiegs
Die US-Geldpolitik kommt nicht überall gut an: "Je mehr zinspolitische Normalität der Fed, desto höher die Gefahr von Rezession und Schuldenkrise", bemerkt Robert Halver von der Baader Bank. Bereits die zeitlich sehr gestreckten und vergleichsweise minimalen Leitzinsanhebungen der Fed wirkten kontraproduktiv auf die US-Wirtschaft, die sich durch ein verlangsamtes Kreditwachstum und eine schwache Inflation auszeichneten. "Aus Trumps Wirtschaftschancen sind immer mehr -risiken geworden." Konjunkturbelastend kämen teilweise Rekordstände bei Hypotheken-, Auto- und Studentenkrediten sowie bei Kreditkartenverbindlichkeiten hinzu, die sogar Ängste vor einer neuen Schuldenkrise schürten.
Umfeld bleibt gut
Daniel Schär von der Weberbank weist darauf hin, dass der Anstieg der US- Börsen in diesem Jahr für Euro-Anleger wegen des US-Dollar-Verfalls nichts gebracht hat. Die Bank favorisiert weiter Europa und die Schwellenländer, hier bleibe der Ausblick positiv. "Die erwartete Änderung der europäischen Notenbankpolitik könnte die Stimmung jedoch kurzfristig eintrüben", räumt Schär ein und verweist auf eine ähnliche Situation in den USA 2013. Mittlerweile hätten die Marktteilnehmer aber mehr Erfahrungen mit ultraexpansiver Notenbankpolitik und sollten insgesamt besonnener reagieren. "Das Umfeld für Aktien bleibt unserer Meinung nach positiv."
Konsolidierung vorbei
Aus technischer Sicht bleibt laut Martin Utschneider von Donner & Reuschel der Aufwärtstrend für DAX und auch MDAX intakt. "Vor allem der MDAX scheint an seiner Dynamik festhalten zu wollen." Beide Indizes hätten zuletzt durch das Verlassen ihrer charttechnischen Flaggenformationen aufhorchen lassen. "Flaggen gelten als trendbestätigende Konstellationen. Nach einer mittelfristigen Konsolidierung erfolgt in sehr vielen Fällen der charttechnische Turnaround."
Daran änderten auch die Eurostärke und die Irritationen in Nordkorea nichts, ebenso wenig der US-Zinsvorsprung. "Der Nährboden für eine mögliche Jahresendrally scheint gefunden zu sein", meint Utschneider. Allerdings sollten die nach wie vor unkalkulierbaren geopolitischen Risiken keinesfalls außer Acht gelassen werden. Dennoch stehe einer Fortsetzung des seit 2009 übergeordneten Aufwärtstrends nichts im Wege. "Dabei wird wohl der MDAX wieder die Nase vorne haben."
Auch Verkaufssignale
Laut Christoph Geyer von der Commerzbank zeichnen die internationalen Märkte weiterhin ein uneinheitliches Bild: Der Dow Jones scheine sich an Widerständen oder bisherigen Höchstmarken nicht zu stören, der DAX notiere hingegen noch weit unter dem Top vom Juni dieses Jahres und sei in einen Widerstandsbereich gelaufen. "Beim DAX hat der Stochastik-Indikator bereits nach unten gedreht und ein Verkaufssignal generiert.". Der MACD-Indikator ziehe dagegen noch nach oben. "Ein Ausbruch in den nächsten Widerstandsbereich ist durchaus noch möglich."
Wirtschafts- und Konjunkturdaten
Montag, 18. September
Ab heute gelten die Veränderungen in den Indizes: Die "neue" Metro - nach Ausgliederung der Media/Saturn-Gruppe - und Grand City Properties rücken in den MDAX auf und ersetzen Bilfinger und Rational. In den SDAX steigen Delivery Hero sowie Aroundtown auf. Die Zusammensetzung von DAX und TecDAX ändert sich nicht.
Mittwoch, 20. September
20.00 Uhr. Zinsentscheid der US-Notenbanksitzung. Nach Ansicht der DekaBank wird die Fed nach acht Jahren Konjunkturaufschwung den Beginn der Bilanzreduzierung beschließen. Eine Zinserhöhung stehe wohl nicht an, allerdings hätten die zuletzt veröffentlichten Inflationsraten eine Erhöhung zum Jahresende wahrscheinlicher gemacht.
Freitag, 22. September
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex September. Die Stimmung bei den Unternehmen ist der DekaBank zufolge weiterhin sehr gut, das werde sich auch in den Einkaufsmanagerindizes niederschlagen, sowohl für die Industrie als auch die Dienstleister. Dennoch sei vor dem Hintergrund der starken Entwicklung der Vormonate vor allem beim Teilindex der Industrie mit einem leichten Rückgang zu rechnen.
Sonntag, 24. September
Bundestagswahl
von: Anna-Maria Borse 18. September 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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