LONDON (dpa-AFX) - Der britische Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin von seiner starken Seite. Die Schere zwischen dem schwachen Wachstum der Nominallöhne und der steigenden Inflation geht aber weiter auseinander. Die Reallöhne, also die um Preissteigerungen bereinigten Löhne, gingen im April sogar noch stärker zurück als in den Monaten zuvor. Das dürfte die Politik zunehmend in Erklärungsnot bringen, weil die rückläufige Kaufkraft der Verbraucher zum Großteil auf das schwache Pfund und damit auf das Brexit-Votum zurückgeht.
Nach Zahlen des britischen Statistikamts ONS vom Mittwoch bremste das Lohnwachstum (ohne Bonuszahlungen) in den drei Monaten bis April auf 1,7 Prozent ab. Das ist der schwächste Anstieg seit gut zwei Jahren. Abzüglich der Inflationsrate in diesem Zeitraum ergibt sich ein Rückgang der Reallöhne um 0,6 Prozent. Damit setzt sich die Entwicklung rückläufiger Kaufkraft vom ersten Quartal in erhöhtem Tempo fort.
Die Arbeitslosenquote lag im Zeitraum Februar bis April unverändert bei 4,6 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit 1975. Volkswirte hatten die jüngste Entwicklung erwartet. Die Beschäftigung stieg in den drei Monaten bis April um 109 000 Stellen. Das lag etwas unterhalb der Markterwartungen und der Entwicklung im Vormonat.
Neben den Zahlen nach internationalen Standards veröffentlicht das ONS auch eine nationale Berechnung. Diese läuft den Zahlen nach internationaler Methode um einen Monat voraus. Demnach ist die Zahl der Menschen mit Anspruch auf Arbeitslosenhilfe ("Claimant Count") im Mai um 7300 gestiegen. Der Anstieg im Vormonat wurde von 19 400 auf 22 000 korrigiert./bgf/jha/
AXC0077 2017-06-14/11:05