Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Die US-Notenbank hat ihre Geldpolitik weiter gestrafft. Außerdem fassten die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen einen Abbau der im Zuge der Finanzkrise stark angeschwollenen Bilanz ins Auge. Der Startschuss dazu könnte noch dieses Jahr fallen. Wie von Ökonomen und Börsianern allgemein erwartet, erhöhte die Fed ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 1,00 bis 1,25 Prozent. Die Fed erklärte in ihrem Begleittext, dass sie den Kurs schrittweiser Zinserhöhungen fortsetzen will, falls sich die Wirtschaft den Projektionen gemäß entwickelt.
Hauptziele der Währungshüter sind volle Beschäftigung und stabile Preise. Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,3 Prozent hat die Fed das erste Ziel praktisch erreicht. Das zweite Ziel ist aber noch ein gutes Stück entfernt, weil die Inflation hartnäckig unter der angestrebten Marke von 2 Prozent verharrt.
Der projizierte Zinspfad für 2017 blieb bestehen, es ist also davon auszugehen, dass die Währungshüter in diesem Jahr einen weiteren Zinsschritte folgen lassen. Auch für 2018 blieb der Zinspfad unverändert, während für 2019 ein etwas flacherer Pfad in Aussicht gestellt wurde. Somit dürfte es nach den jetzigen Projektionen in den Jahren 2018 und 2019 zu jeweils drei Zinserhöhungen kommen.
Auf dem Weg zu einer Normalisierung der Geldpolitik will die Notenbank auch den Abbau der Bilanzsumme anpacken. Wegen der massiven Wertpapierkäufe liegt die Summe inzwischen bei 4,5 Billionen Dollar. Vor Ausbruch der großen Krise waren es nur rund 800 Milliarden Dollar gewesen. Die Fed erklärte, sie gehe davon aus, dass die Normalisierung der Bilanz in diesem Jahr beginnen werde, vorausgesetzt, die Wirtschaft entwickelt sich wie angenommen. Ein exaktes Datum für den Startschuss dieses Abbauprozesses nannte die Fed nicht.
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 14:30 Import- und Exportpreise Mai Importpreise PROGNOSE: -0,1% gg Vm zuvor: +0,5% gg Vm 14:30 Philadelphia-Fed-Index Juni PROGNOSE: 23,5 zuvor: 38,8 14:30 Empire State Manufacturing Index Juni PROGNOSE: +4,0 zuvor: -1,0 14:30 Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche) PROGNOSE: 240.000 zuvor: 245.000 15:15 Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung Mai Industrieproduktion PROGNOSE: +0,1% gg Vm zuvor: +1,0% gg Vm Kapazitätsauslastung PROGNOSE: 76,7% zuvor: 76,7%
ÜBERSICHT INDIZES
INDEX Stand +/- % S&P-500-Future 2.429,00 -0,26% Nikkei-225 19.830,56 -0,27% Hang-Seng-Index 25.629,62 -0,95% Kospi 2.353,09 -0,82% Shanghai-Composite 3.134,49 +0,12% S&P/ASX 200 5.759,70 -1,27%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
Die Zinserhöhung der US-Notenbank drückt an den asiatischen Märkten auf die Kurse. "Die Risikoaversion an den Märkten nimmt erst einmal zu", sagt ein Marktteilnehmer. Der Handel sei überrascht von dem recht "hawkischen" Ausblick der US-Notenbank. Die Anleihenkurse ziehen in Asien wegen der um sich greifenden Risikoaversion trotzdem tendenziell an, die Rendite der 20-jährigen japanischen Staatsanleihen fällt auf 0,56 Prozent. Der Markt rechnet weiterhin mit deutlich weniger Leitzinserhöhungen in den USA als die Notenbank. Sinkende Preise für Industriemetalle lasten in Sydney auf den Rohstoff-Aktien. BHP und Rio Tinto fallen um jeweils 3 Prozent. Auch der Rückgang der Arbeitslosigkeit in Australien auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren kann die Stimmung am Aktienmarkt in Sydney nicht stützen. Etwas gedrückt wird die Stimmung auch vom deutlichen Ölpreisrückgang vom Mittwoch. In Asien stabilisieren sich die Ölpreise nun zwar auf dem ermäßigten Niveau. Die Kurse der Ölaktien stehen aber auch in Japan und in Hongkong unter Druck. In Tokio fallen die Aktien des Halbleiterherstellers Renesas nach einer Aktienplatzierung um knapp 9 Prozent. Toshiba verlieren 1,8 Prozent, laut Marktteilnehmern wächst der Druck, den angekündigten Verkauf des Halbleitergeschäfts zumindest zu verschieben.
US-NACHBÖRSE
Die Aktien von Alere haben am Mittwoch im nachbörslichen Handel auf nasdaq.com kaum auf die Geschäftszahlen des Anbieters von Diagnostiksystemen reagiert, obwohl das Unternehmen in seinem ersten Geschäftsquartal tiefer in die Verlustzone gerutscht ist. Die Aktie sank bis 19.30 Uhr Ortszeit New York um 0,1 Prozent auf 49,92 Dollar. Der Kurs von Xerox gab um 0,3 Prozent auf 6,91 Dollar nach. Das Unternehmen plant eine Aktienzusammenlegung im Verhältnis 4:1. Die Gesamtzahl der Aktien der Xerox-Aktien wird sich dadurch am Donnerstag auf 437,5 Millionen von 1,75 Milliarden verringern.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.374,56 0,22 46,09 8,16 S&P-500 2.437,92 -0,10 -2,43 8,89 Nasdaq-Comp. 6.194,89 -0,41 -25,48 15,08 Nasdaq-100 5.727,07 -0,43 -24,75 17,75 Vortag Umsatz NYSE (Aktien) 882 Mio 826 Mio Gewinner 1.402 2.098 Verlierer 1.593 874 Unverändert 115 122
Insgesamt recht moderat hat die Wall Street auf die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank am Mittwoch reagiert. Allerdings sprang der Dow-Jones-Index im späten Handel auf ein neues Rekordhoch bei 21.392 Punkten. "Viele Investoren hatten auf genauere Aussagen gehofft, wann genau und in welchem Umfang mit Abbau der Bilanz begonnen werden soll", sagte Markt-Stratege JJ Kinahan von TD Ameritrade. "Doch die Fed ist hier eher vage geblieben und hat lediglich erklärt, dass der Abbau in diesem Jahr beginnen soll". Vor der Zinsentscheidung hatten niedrige Inflationsdaten und schwache Einzelhandelsumsätze noch Spekulationen hervorgerufen, dass die Fed beim Tempo der weiteren Zinserhöhungen den Fuß vom Gas nehmen könnte. Doch diese Erwartungen wurden nicht erfüllt. Nach der Erholung am Vortag gerieten die Technologiewerte wieder unter Abgabedruck. Für die Apple-Aktie ging es um 1,0 Prozent nach unten, Amazon fielen um 0,4 Prozent und die Papiere der Google-Mutter Alphabet verloren 0,3 Prozent. Mit den fallenden Ölpreisen gaben die Aktien von Chevron und Exxon Mobil um 1,4 bzw 1,1 Prozent nach. Für den Energie-Sektor ging es 1,8 Prozent nach unten - der größte Tagesverlust seit rund drei Monaten.
TREASURYS
Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 10 Jahre 2,14 -7,7 2,21 -30,9 30 Jahre 2,78 -8,8 2,86 -29,0
Am Anleihemarkt gaben die Notierungen mit den Aussagen der US-Notenbank etwas nach. Einige Investoren hätten diese mit Enttäuschung aufgenommen und mit einer reduzierten Geschwindigkeit bei den künftigen Zinserhöhungen gerechnet, sagte ein Händler. In der Folge seien vereinzelt Gewinne mitgenommen worden. Mit den schwachen US-Daten hatten die US-Anleihen im Vorfeld der Fed noch deutlich zugelegt. Die Rendite zehnjähriger Papiere reduzierte sich um 8 Basispunkte auf 2,14 Prozent.
DEVISEN
DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Mo, 10:01 Uhr % YTD EUR/USD 1,1218 -0,0% 1,1218 1,0581 +6,7% EUR/JPY 123,05 +0,0% 123,02 118,72 +0,1% EUR/GBP 0,8800 -0,0% 0,8800 0,8527 +3,2% GBP/USD 1,2748 +0,0% 1,2747 1,2408 +3,3% USD/JPY 109,70 +0,0% 109,68 112,24 -6,2% USD/KRW 1123,95 +0,4% 1119,91 1134,04 -6,9% USD/CNY 6,7937 +0,0% 6,7917 6,8703 -2,2% USD/CNH 6,7851 -0,0% 6,7865 6,8612 -2,7% USD/HKD 7,7987 +0,0% 7,7984 7,7609 +0,6% AUD/USD 0,7615 +0,4% 0,7586 0,7686 +5,5%
Der Dollar legte eine Achterbahnfahrt hin. Zunächst ging es mit den niedrigeren Inflationsdaten abwärts, der Euro stieg im Gegenzug auf ein Jahreshoch bei 1,1297 Dollar. Hintergrund waren Spekulationen, dass die Fed das Tempo bei den Zinserhöhungen drosseln könnte. Doch mit den Beschlüssen und den Aussagen von Fed-Präsidentin Janet Yellen wurden diese Befürchtungen zerstreut - folglich legte der Dollar wieder zu. Im späten US-Handel lag der Euro bei 1,1216 Dollar und damit in etwa auf dem Niveau vor der Veröffentlichung der Daten.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 44,71 44,73 -0,0% -0,02 -21,2% Brent/ICE 47,05 47 +0,1% 0,05 -19,9%
Deutlich unter Druck standen die Ölpreise nach den wöchentlichen US-Öllagerdaten. Zwar sind die Vorräte zurückgegangen, doch nicht so stark wie erwartet. Dazu kam eine Zunahme bei den Benzinlagerbeständen. Dies befeuerte bestehende Sorgen wegen des herrschenden Überangebots. Neue Daten der International Energy Agency hatten zudem einen deutlichen Anstieg der Lagerbestände in den Industrieländern gezeigt. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI fiel zum US-Settlement um 3,7 Prozent auf 44,73 Dollar und damit den tiefsten Stand seit sieben Monaten. Brent rutschte zwischenzeitlich auf ein Jahrestief bei 46,74 Dollar und verlor schließlich 3,5 Prozent auf 47,00 Dollar.
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
June 15, 2017 01:53 ET (05:53 GMT)
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