An den Aktienmärkten ging es in dieser Woche wieder bergauf. Vor allem für die Eurozone gab es gute Nachrichten zu vermelden: Die EZB-Sitzung verlief mit Ausnahme des Streichens der Passage, dass man das Zinsniveau in Zukunft noch weiter Absenken könnte, ohne hawkishe Signale. Die Aktienmärkte können also noch weiter auf geldpolitische Unterstützung bauen, was die hohen Bewertungsniveaus untermauert. Der erste Wahlgang der Parlamentswahl in Frankreich hat der Partei von Präsident Emmanuel Macron ein überraschend gutes Ergebnis beschert: Laut Projektionen für den zweiten Wahlgang steht "La République En Marche" vor einer komfortablen absoluten Mehrheit in der französischen Nationalversammlung. Dies wäre ein starkes Mandat für die Reformregierung und dürfte weiter zur Stabilisierung der Eurozone beitragen. Dennoch verlor der Eurostoxx 50 in diesem Umfeld knapp 0,9 % % im Vergleich zur Vorwoche hinzu und liegt gegenwärtig bei 3522 Punkten, der DAX gewann gut 0,3 % und liegt bei 12707 Punkten - Zwischendurch erreicht der DAX ein neues Rekordniveau von über 12900. Der S&P 500 gewann lediglich 0,1 % und liegt gegenwärtig bei 2438 Punkten. Die Zinsanhebung der Fed auf nun 1,00 - 1,25 % hat an den Märkten keine größeren Spuren hinterlassen. Die Ankündigung, einen Teil fällig gewordener Anleihen nicht mehr zu reinvestieren, kam allerdings mit einer gewissen Überraschung. Damit läutet die Fed in Kürze den Abbau der Bilanz ein. Der S&P 500 hat daraufhin 10 Punkte nachgegeben - eine eher moderate Reaktion.
Mit dem neuen Allzeithoch im DAX (und auch im Dow Jones) stellt sich wiederum die Frage, inwiefern diese hohen Kursniveaus fundamental gerechtfertigt sind. Dazu passt, dass laut einer neuen Umfrage unter Hedge Fonds Managern durch die Bank of America Merril Lynch ein Rekordanteil von 44 % der Befragten angab, dass sie Aktien derzeit für überbewertet halten. Betrachtet man die Bewertungsniveaus von S&P 500 und DAX basierend auf diversen Fundamentalwerten. Gemessen an historischen Durchschnittsbewertungen, die im Bereich von 0,9 bis 1,1 liegen, sind beide Indizes gegenwärtig teuer. Im S&P 500 war die Bewertung in den letzten zehn Jahren nie so hoch, die DAX-Bewertung hingegen liegt weiterhin deutlich unter dem Niveau von 2015. In dieser Woche mussten große Unternehmen aus dem US-Techsektor, Facebook, Amazon, Apple, Google/Alphabet und Netflix teilweise Kursverluste von bis zu 8 % in nur zwei Tagen hinnehmen. Die unerwarteten Einbrüche in diesem Bereich sollten als Warnschuss interpretiert werden, dass es auch in anderen Bereichen in Zukunft enger werden könnte.
Die Wahl in Großbritannien am letzten Donnerstag hat eine angeschlagene Premierministerin hinterlassen. Ob Theresa May eine Koalition mit der nordirisch-unionistischen Partei schmieden kann, steht noch nicht fest. Die Briten gehen damit aber deutlich geschwächt in die Brexit-Verhandlungen, was es schwerer macht, ihre Strategie vorherzusagen. In den nächsten Monaten könnten daher mit Beginn der Verhandlungen aus dieser Richtung abrupte Anstiege politischer Unsicherheit wahrscheinlicher werden.
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