Von Hans Bentzien
FRANKFURT/BRÜSSEL (Dow Jones)--Die Chefin der bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelten Bankenaufsicht SSM, Daniele Nouy, hat sich gegen ein gesondertes Regelwerk für kleinere Banken ausgesprochen. Bei einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments brachte Nouy ihre Sympathie für gewisse Erleichterungen zum Ausdruck, wies aber andererseits auf die Schwierigkeiten hin, die sich bei der Definition von "klein" ergeben dürften.
"Wir befürworten einfachere Regeln für kleinere Banken, zum Beispiel bezüglich der Berichtspflichten oder Vergütungen, aber die Aufseher sollten ausreichend Flexibilität und Wahlmöglichkeiten haben, um bei der Aufsicht proportional vorzugehen", sagte Nouy laut vorab verbreitetem Redetext. Nouy sprach sich dafür aus, das "Single Rulebook" weiterhin auf alle Banken anzuwenden und kein gesondertes Regelwerk für kleinere Banken zu schaffen.
"Es wäre nicht nur schwer, das Konzept einer kleinen Bank ordentlich zu definieren, kleinere Banken können außerdem ein Risiko darstellen, zum Beispiel für ungeschützte Einleger oder für das System als Ganzes, weil sie als 'Herde' systemisch wichtig sein können, wie sich am Beispiel der spanischen Sparkassen während der Finanzkrise gezeigt hat", sagte Nouy.
Die EU prüft gerade die Finanzrichtlinien CRD4/CRR, mit der die internationale Eigenkapitalrichtlinie Basel 3 in europäisches Recht umgesetzt wird. Deutschland hat einen eigenen Vorschlag zur regulatorischen Entlastung kleinere Banken angekündigt, der demnächst vorgelegt werden dürfte.
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June 19, 2017 09:44 ET (13:44 GMT)
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