Mainz (ots) - Der Brexit gibt nicht zuletzt Anlass, über die Sinnhaftigkeit von Volksentscheiden nachzudenken. Vox populi, vox dei - Volkes Stimme ist Gottes Stimme, diesen Satz gab es schon in der Antike. Er wurde satirisch umgemünzt in Vox populi, vox Rindvieh, Anfang des 20. Jahrhunderts, angeblich von einem Reichstagsabgeordneten, der es dann aber nicht gewesen sein wollte. Als pikant erscheint gerade derzeit, dass es auch eine englische Satire-Version gibt: Vox populi, vox Halfpenny. Was sofort daran erinnert, dass der Brexit wohl verdammt teuer werden wird - dass aber vielleicht diejenigen die Suppe auslöffeln müssen, die sie gar nicht eingebrockt haben, nämlich die 49 Prozent der Briten, die gegen den EU-Austritt waren, und darüber hinaus die Steuerzahler in anderen EU-Staaten. Umso wichtiger ist es, bei den Verhandlungen einen Triumph der Rosinenmethode zu verhindern und nicht zuzulassen, dass der Brexit für London weich, für alle anderen EU-Staaten aber hart ausfällt. Die Verhandlungen begannen gestern mit versöhnlichen Worten. Was nichts daran ändert, dass der Brexit nach bisherigem Erkenntnisstand von A bis Z desaströs ist. Man mag Volksentscheide befürworten, sollte dann aber Regelungsmechanismen festlegen, etwa die Notwendigkeit einer Zweidrittelmehrheit bei elementaren Fragen der Nation. Und sodann hätte tunlichst verhindert werden müssen, dass beim "Wahlkampf" aufseiten der EU-Gegner kein Trick zu schmutzig und keine Lüge zu dreist war. Die Klatsche, die sich Premierministerin Theresa May bei der Unterhaus-Wahl zu Recht einfing, war ein veritabler Gegen-Brexit. Aber wohl zu spät. Nun wird es bitter.
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