Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die geldpolitische Entscheidung der EZB hat am Donnerstag auf den Euro gedrückt und den DAX auf ein neues Rekordhoch bei 13.144,65 Punkten geschickt. Die EZB wird die Anleihekäufe ab Januar 2018 auf 30 von derzeit 60 Milliarden Euro drosseln und die Käufe zunächst bis September 2018 fortsetzen. Zugleich hält sie sich die Option einer Verlängerung bzw Ausweitung der Käufe offen. Daneben will sie die frei werdenden Mittel reinvestieren, solange dies nötig sei. Damit soll eine zu schnelle Schrumpfung der Bilanz verhindert werden. Die EZB-Entscheidung bewegte sich zwar im Rahmen der Erwartungen, kam im Handel dennoch gut an.
"Die EZB dürfte sehr zufrieden mit dem Ergebnis sein", hieß es. Ihr sei das Kunststück gelungen, eine Kürzung der Wertpapierkäufe zu verkünden bei einem zugleich taubenhaften Gesamtauftritt. Der Euro fiel nach der EZB-Sitzung auf ein Tagestief von 1,1688 Dollar, erholte sich aber bis Börsenschluss auf knapp 1,1700. Vor der geldpolitischen Entscheidung notierte die Einheitswährung über 1,1800 Dollar. Der DAX gewann 1,4 Prozent auf 13.133 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 1,3 Prozent auf 3.637 nach oben.
Möglicherweise Neuwahlen in Katalonien
Der spanische Aktienmarkt war mit Aufschlägen von 1,9 Prozent Outperformer in Europa. Hier stützte die Entwicklung in Katalonien. Zunehmend zeichnen sich Neuwahlen in der Region und damit eine Entspannung der verfahrenen Situation ab. Der katalanische Premier Carles Puigdemont erklärte, die Entscheidung liege in den Händen des katalanischen Parlaments. Ohne Neuwahlen dürfte Madrid Katalonien in den kommenden Tagen den Autonomiestatus entziehen.
Unternehmensseitig tobte die Berichtssaison, die bei Einzelwerten für kräftige Kursbewegungen sorgte. Klarer Tagessieger im DAX waren Beiersdorf mit einem Plus von 6 Prozent. Das Unternehmen erhöhte die Jahresprognose für das Umsatzwachstum nach einer guten Entwicklung in den ersten neun Monaten und einer Rückkehr zu zweistelligem prozentualem Wachstum im Klebstoffsegment Tesa. Davon profitierten auch Henkel, weil das Unternehmen über eine eigene Klebstoffsparte verfügt. Der Kurs legte um 4 Prozent zu.
Munich Re teilte mit, aufgrund der außerordentlichen Belastung aus Hurrikan-Schäden mit einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro im dritten Quartal zu rechnen. Für das Gesamtjahr erwartet der Rückversicherer nun einen kleinen Gewinn. Mitte September hatte Munich Re wegen Sturmschäden bereits eine Gewinnwarnung abgegeben und das Erreichen des Jahresgewinnziels von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro in Frage gestellt. Munich Re legten 4,2 Prozent zu.
Kengeter wirft bei der Deutschen Börse das Handtuch
Deutsche Börse gewannen 0,7 Prozent. Börsenchef Carsten Kengeter hat seinen Rücktritt zum Ende des Jahres bekannt gegeben. Spätestens seit der Entscheidung des Amtsgerichts Frankfurt, eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel abzulehnen und die Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft zurückzuverweisen, galt Kengeter unter Beobachtern als nicht mehr haltbar. Möglicherweise könnte nun Finanzvorstand Gregor Pottmeyer übergangsweise das Ruder übernehmen.
Deutsche Bank verloren nach Zahlen 0,9 Prozent. Bemängelt wurde hier, dass der Grund für das überraschend verbesserte Ergebnis im Berichtsquartal vor allem Kosteneinsparungen waren. Aus dem originären Geschäft sei das nicht gekommen, die Deutsche Bank verliere weiter Marktanteile. Im Investmentbanking mache sich bei der Bank derweil weiter das ungünstige Markt- und Zinsumfeld bemerkbar.
Bayer hat wegen der Entkonsolidierung der Kunststofftochter Covestro die Prognose angepasst, erklärte jedoch, dass sich an den Erwartungen an das eigene Geschäft nichts geändert habe. "Unter Ausklammerung von Covestro entwickelt sich das Geschäft enttäuschend", sagte ein Marktteilnehmer. Bayer verloren 1,8 Prozent.
Nokia-Kurs bricht ein
Belastet von schwächeren Geschäften in China und Nordamerika ist Nokia im dritten Quartal noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Zudem warnte der Netzwerkausrüster davor, dass der Markt für mobile Netzwerke noch stärker als ohnehin schon erwartet sinken werde. Börsianer quittierten das mit einem Kursabschlag von 17,5 Prozent.
Barclays verloren nach enttäuschenden Gewinnzahlen 7,8 Prozent. Der Gewinn vor Steuern verfehlte die Markterwartung um 11 Prozent und das Investmentbanking habe noch schwächer als erwartet abgeschnitten, hieß es.
Positiv beurteilten Marktteilnehmer die Zahlen des Schweizer Industriekonzerns ABB. Der Nettogewinn von 571 Millionen Dollar liege leicht über den Schätzungen von gut 560 Millionen. Auch Umsatz und Auftragseingang hätten die Erwartungen geschlagen. ABB legten um 2,3 Prozent zu.
Starke Marge treibt STM
Die starke Marge ist es, die laut Händlern STMicroelectronics nach oben trieb. Der Kurs gewann 12 Prozent. "Auch der Gewinn liegt deutlich über den Erwartungen", so ein Händler. Komplettiert wurde das positive Bild durch einen starken Ausblick.
Der Triebwerkshersteller und Wartungsspezialist MTU Aero Engines hat seine Jahresgewinnprognose angehoben, das bescherte der Aktie ein Plus von 5,4 Prozent. Adva im TecDAX gewannen nach der Zahlenvorlage 1,4 Prozent. Morphosys verloren 3,6 Prozent und Evotec 8,3 Prozent. Hier drückten schwache Zahlen von Celgene auf das Branchensentiment. Im SDAX verloren Takkt nach einer Gewinnwarnung 2,9 Prozent.
Stratec Biomedical hat laut den Analysten von Oddo eindrucksvolle Ergebnisse im dritten Quartal erzielt. Die Margen hätten sich deutlich stärker verbessert als erwartet. Oddo hob die Einstufung deswegen auf "Buy" von "Neutral". Der Kurs schoss um 11,3 Prozent nach oben.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.637,20 +45,74 +1,3% +10,5% Stoxx-50 3.187,66 +35,28 +1,1% +5,9% Stoxx-600 391,27 +4,14 +1,1% +8,3% XETRA-DAX 13.133,28 +179,87 +1,4% +14,4% FTSE-100 London 7.486,50 +39,29 +0,5% +4,8% CAC-40 Paris 5.455,40 +80,51 +1,5% +12,2% AEX Amsterdam 547,67 +6,40 +1,2% +13,4% ATHEX-20 Athen 1.949,06 +5,28 +0,3% +12,0% BEL-20 Bruessel 4.089,70 +41,21 +1,0% +13,4% BUX Budapest 39.889,60 +48,68 +0,1% +24,6% OMXH-25 Helsinki 4.034,02 -66,11 -1,6% +9,6% ISE NAT. 30 Istanbul 131.484,26 -1342,99 -1,0% +37,7% OMXC-20 Kopenhagen 1.035,57 -1,30 -0,1% +17,2% PSI 20 Lissabon 5.368,69 +33,46 +0,6% +15,5% IBEX-35 Madrid 10.347,80 +194,50 +1,9% +10,7% FTSE-MIB Mailand 22.807,42 +361,03 +1,6% +18,6% RTS Moskau 1.118,19 +0,06 +0,0% -3,0% OBX Oslo 728,85 -3,15 -0,4% +18,0% PX-GLOB Prag 1.390,86 -9,27 -0,7% +16,1% OMXS-30 Stockholm 1.658,79 +9,05 +0,5% +9,3% WIG-20 Warschau 2.456,17 +6,28 +0,3% +26,1% ATX Wien 0,00 0,00 0,0% +28,5% SMI Zuerich 9.200,08 +116,04 +1,3% +11,9% US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,60 0,4 1,60 40,1 5 Jahre 2,05 0,7 2,04 12,7 7 Jahre 2,26 -0,6 2,27 1,7 10 Jahre 2,43 -0,2 2,43 -1,2 30 Jahre 2,95 0,5 2,94 -12,0 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 10:30 Mi, 17:17 % YTD EUR/USD 1,1693 -1,03% 1,1815 1,1808 +11,2% EUR/JPY 133,05 -0,97% 134,36 134,14 +8,2% EUR/CHF 1,1647 -0,39% 1,1693 1,1676 +8,7% EUR/GBP 0,8881 -0,51% 0,8926 1,1234 +4,2% USD/JPY 113,79 +0,06% 113,72 113,60 -2,7% GBP/USD 1,3166 -0,52% 1,3235 1,3265 +6,7% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,43 52,18 +0,5% 0,25 -8,1% Brent/ICE 58,63 58,44 +0,3% 0,19 -0,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.272,80 1.277,08 -0,3% -4,28 +10,5% Silber (Spot) 16,92 16,94 -0,2% -0,03 +6,2% Platin (Spot) 921,80 923,75 -0,2% -1,95 +2,0% Kupfer-Future 3,18 3,18 -0,2% -0,01 +25,8% ===
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/raz
-0-
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
October 26, 2017 12:18 ET (16:18 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.