Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa präsentieren sich am Mittwoch im frühen Handel leichter. Das Umfeld für Aktien hat sich etwas eingetrübt, ausgelöst von den jüngsten Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi am Dienstag. Infolge notiert der Euro mit 1,1365 Dollar auf dem höchsten Niveau seit fast einem Jahr. Die Saxo Bank thematisiert bereits einen Anstieg bis in den Bereich von 1,15 Dollar. Der festere Euro trübt die Stimmung vor allem für Aktien exportorientierter Unternehmen ein, während beispielsweise Einzelhandelsunternehmen davon eher profitieren über günstigere Einkäufe im Ausland.
Nach den Draghi-Ausführungen sind zudem die Anleihemärkte unter starken Abgabedruck geraten, die Renditen also kräftig gestiegen. Die deutsche Zehnjahresrendite beispielsweise von 0,25 am Vortag auf aktuell 0,39 Prozent. Mario Draghi hatte die Bereitschaft zu einer Anpassung der ultraexpansiven EZB-Geldpolitik an die anhaltende Konjunkturerholung angedeutet und zudem die Erwartung geäußert, dass sich das anziehende Wirtschaftswachstum auch auf die Inflation niederschlagen werde. In diesem Umfeld startet der DAX nach dem Minus vom Vortag nochmals 0,7 Prozent niedriger bei 12.573 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 startet 0,8 Prozent leichter bei 3.509 Punkten.
Im Einklang mit der Schwäche der US-Technologieaktien sind die europäischen Technologietitel mit einem Minus von 1,2 Prozent die größten Verlierer, dicht gefolgt von den Versorgern. Aktien aus dem Finanzsektor laufen dagegen tendenziell besser als der breite Markt, weil Banken und Versicherer vom derzeit steigenden Zinsniveau profitieren. Technologieunternehmen gelten dagegen als eher negativ mit dem Zinsniveau korreliert, außerdem geht seit einigen Wochen die Sorge vor zu weit gelaufenen Kursen im Technologiesegment um.
Draghi dürfte nach Einschätzung von Dirk Goiny, Anleihestratege bei der National Bank, am Mittwoch das Hauptthema an den Kapitalmärkten bleiben. Er habe bei der Fortsetzung des Notenbankenforums im portugiesischen Sintra die Gelegenheit, seine Aussagen noch in einen anderen Kontext zu rücken, sofern er sich von den Kapitalmärkten falsch verstanden fühlen sollte.
Nestle kauft eigene Aktien für 20 Milliarden Franken
Für Gesprächsstoff sorgt erneut Nestle, die Aktie legt um 1,4 Prozent zu auf 85,50 Franken. Der Schweizer Lebensmittelkonzern will in den kommenden drei Jahren bis zu 20 Milliarden Schweizer Franken für den Rückkauf eigener Aktien ausgeben. Der Rückkauf soll am 4. Juli starten. Erst am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass der Hedgefonds Third Point LLC des aktivistischen Investors Daniel Loeb sich für 3,5 Milliarden US-Dollar bei Nestle eingekauft hat. Er dürfte den Druck auf das Nestle-Management erhöhen, das Wachstum anzukurbeln.
Der Aktienrückkauf dürfte sich kaum wertsteigernd auswirken, heißt es an der Börse. Experten bemängeln, dass Nestle Aktien kaufe, die bereits extrem hoch bewertet seien. Nestle handelten mit einem 23er Kurs-Gewinn-Verhältnis, so die Analysten von Jefferies. Durch den Aktienrückkauf dürfte das erwartete 2020er Ergebnis gerade mal um 3 Prozent steigen. Die Analysten der Deutschen Bank zeigen sich vom Zeitpunkt der Ankündigung überrascht und erhöhen ihre Gewinnschätzung für Nestle um 5 Prozent und das Kursziel von 85 auf 90 Franken.
Bayer mit Monsanto-Zahlen im Fokus
Die Aktionäre von Bayer (Kurs minus 1,2 Prozent) werden am Mittag genau verfolgen, wie das dritte Quartal bei Monsanto verlaufen ist. Der Leverkusener Konzern will mit dem Kauf von Monsanto, der teuersten Übernahme in der Firmengeschichte, die derzeit von den Wettbewerbsbehörden geprüft wird, das Agrargeschäft massiv ausbauen. In den USA wurde erst kürzlich das glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel von Monsanto auf die schwarze Liste der möglicherweise krebserregenden Stoffe gesetzt.
Philips hat eine Übernahme mitgeteilt. "Die Übernahme ist auf den ersten Blick teuer", sagt ein Marktteilnehmer. Philips bewertet das US-Unternehmen Spectranetics mit 1,9 Milliarden Euro, entsprechend einer Prämie von 27 Prozent auf den Schlusskurs vom Dienstag an der Nasdaq. Philips geben um 0,6 Prozent nach.
Anteilsverkauf belastet ABN Amro
Der niederländische Staat will seine Beteiligung an der Bank ABN Amro reduzieren. Der Anteil soll auf 63 Prozent von 70 Prozent verringert werden. Die 65 Millionen Aktien sollen für je 22,75 Euro verkauft werden, was dem Staat rund 1,5 Milliarden Euro bescheren würde. Die ABN-Aktie notiert 2 Prozent leichter bei 22,74 Euro.
In der dritten reihe steigt der Kurs von OHB um fast 4 Prozent. Das deutsche Raumfahrtunternehmen OHB hatte erst jüngst den Auftrag für acht weitere Satelliten des europäischen Ortungssystems Galileo erhalten und nun weitere Aufträge mitgeteilt; diesmal über 310 Millionen Euro mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.507,76 -0,86 -30,56 6,60 Stoxx-50 3.165,35 -0,82 -26,18 5,14 DAX 12.567,32 -0,82 -103,70 9,46 MDAX 24.647,11 -1,01 -251,18 11,08 TecDAX 2.208,01 -1,67 -37,43 21,87 SDAX 10.918,67 -1,10 -121,35 14,70 FTSE 7.391,08 -0,58 -43,28 3,48 CAC 5.216,94 -0,79 -41,64 7,29 Bund-Future 163,12 -0,14 0,2 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:26 Di, 17.13 Uhr % YTD EUR/USD 1,1384 +0,07% 1,1376 1,1290 +8,2% EUR/JPY 127,64 -0,12% 127,79 126,72 +3,8% EUR/CHF 1,0919 +0,10% 1,0908 1,0892 +1,9% EUR/GBP 0,8875 -0,04% 0,8879 1,1318 +4,1% USD/JPY 112,15 -0,16% 112,33 112,25 -4,1% GBP/USD 1,2823 +0,08% 1,2812 1,2778 +3,9% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 43,93 44,24 -0,7% -0,31 -22,8% Brent/ICE 46,46 46,65 -0,4% -0,19 -20,9% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.252,15 1.247,20 +0,4% +4,95 +8,8% Silber (Spot) 16,79 16,70 +0,5% +0,09 +5,4% Platin (Spot) 919,20 921,50 -0,2% -2,30 +1,7% Kupfer-Future 2,65 2,65 +0,2% +0,00 +5,3%
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June 28, 2017 04:06 ET (08:06 GMT)
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