MÜNCHEN (dpa-AFX) - Verschärfte Umweltvorschriften für die
Düngung werden nach Einschätzung von Experten den Trend zur
Hightech-Landwirtschaft auf Deutschlands Bauernhöfen beschleunigen -
mit positiven Folgen für das Grundwasser. Sowohl der Bauernverband
als auch Europas größter Agrarhandelskonzern Baywa
Seit 1. Juni gilt die neue Düngeverordnung des Bundes - Düngemittel müssen nun gezielt nach dem Nährstoffbedarf der Pflanzen angewendet werden, auch ist zu bestimmten Zeiten im Spätherbst und Winter die Düngung komplett verboten.
"Von rund 275 000 Landwirten in Deutschland sind nach unserer Einschätzung mindestens 200 000 von der Düngeverordnung betroffen", sagte Baywa-Vorstandschef Klaus Josef Lutz in München. Das Unternehmen erwartet deshalb eine "deutliche Belebung" der Nachfrage nach sogenannten Digital-Farming-Lösungen für die Düngung. Ähnlich die Einschätzung beim Bayerischen Bauernverband: "Wir gehen davon aus, dass die neue Düngeverordnung dazu beitragen wird, dass sich diese Technologie weiter verbreitet", sagte Experte Markus Peters.
N-Sensoren sind optische Sensoren, die am Traktor befestigt
werden und genau messen können, ob Pflanzen überhaupt noch
zusätzlichen Dünger benötigen, um zu gedeihen. Auf vielen Feldern
und Wiesen ist der Nährstoffbedarf nicht überall gleich hoch. Der in
der Branche bekannte westfälische Sensorenhersteller Yara
Ein Hindernis ist allerdings gerade für die kleineren süddeutschen Bauernhöfe der Preis. Ein Yara-Sensor schlägt mit gut 26 000 Euro zu Buche, für Betriebe mit weniger als 100 Hektar lohnt sich das nach verbreiteter Einschätzung in der Agrarbranche kaum.
Die Bauern verstreuen heute bereits deutlich weniger Stickstoff als noch zur Zeit der Wiedervereinigung - nach Daten des Industrieverbands Agrar sank der Verbrauch an Stickstoffdünger von der Saison 1989/90 bis 2014/15 bereits um knapp 300 000 Tonnen.
Dennoch verfehlt Deutschland die europäischen Ziele für die Wasserqualität - und zwar sehr deutlich. Denn eigentlich hätten die EU-Mitgliedstaaten laut EU-Wasserrahmenrichtlinie schon 2015 einen ökologisch "guten Zustand" ihrer natürlichen Gewässer erreichen sollen. In Deutschland waren laut Umweltbundesamt aber nur sieben Prozent der Gewässer als gut oder sehr gut eingestuft. Eine Ursache dafür: die Landwirtschaft.
Die neue Düngeverordnung soll helfen, das zu ändern. "Mit den neuen Regelungen zur Düngung wird sichergestellt, dass der Dünger bei den Pflanzen ankommt, aber nicht im Grundwasser", sagte ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin. "Damit wird ein wesentlicher Beitrag geleistet, die Belastungen zu senken."
Die technische Entwicklung macht allerdings bei den Stickstoffsensoren längst nicht halt. Die Bauern können - sofern sie dies wollen und über das nötige Kleingeld verfügen - ihre Äcker auch aus dem Weltraum beobachten lassen. "Unsere digitalen Lösungen reichen von der einfachen Düngebedarfsberechnung bis zur satellitengestützten Analyse von Ackerflächen", sagte Baywa-Vorstandschef Lutz. Und so hat das Unternehmen im Mai 2017 eine Kooperation mit der europäischen Weltraumorganisation ESA vereinbart./cho/DP/stb
ISIN DE000BAY0017 DE000BASF111 DE0005194062 NO0010208051
AXC0033 2017-07-17/08:05