FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger blicken nach der jüngsten Erholung an den Aktienbörsen gespannt auf die neue Woche. "Der Markt wird sich stark auf die Berichtssaison und damit auf das konzentrieren, was ihn hauptsächlich antreibt: Die Gewinnentwicklung der Unternehmen", schreibt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Im Fokus steht außerdem der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, von dem Experten allerdings noch keine grundsätzliche Änderung der Niedrigzins-Politik erwarten.
Vor kurzem hatte US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen die Anleger
mit moderaten geldpolitischen Signalen beruhigt und dem US-Leitindex
Dow Jones Industrial
Mit Blick auf die EZB und deren Chef Mario Draghi werden vor allem die Aussagen zu künftigen Geldpolitik Beachtung finden. "Den jüngsten Spekulationen über eine vorzeitige Anpassung dürfte die EZB keine neue Nahrung geben", heißt es etwa in einer Einschätzung der Landesbank Helaba. "Ob die Notenbanker den ohnehin überholten Passus über eine mögliche Ausweitung des Kaufprogramms (für Anleihen) streichen, ist angesichts der zuletzt erhöhten Nervosität am Anleihemarkt fraglich. Dass er in einer der kommenden Sitzungen herausgenommen wird, ist jedoch wahrscheinlich."
Chefstratege Robert Greil von Merck Finck Privatbankiers erwartet
am Donnerstag ebenfalls keine geldpolitischen Weichenstellungen.
"Schließlich kommen vor dem wichtigen September-Meeting noch die
Inflationsdaten für Juli und August", betont der Experte. Die
Währungshüter der Eurozone dürften auch "kaum Interesse daran haben,
jetzt die Anleihezinsen oder den Euro
Zuletzt hatte die Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar deutlich zugelegt, auch da die Wirtschaft der Eurozone in Schwung gekommen ist. Hinzu kamen Spekulationen über den Zeitpunkt einer geldpolitischen Straffung durch die EZB. Ein hoher Eurokurs kann allerdings europäische Produkte für Käufer außerhalb des Währungsraums verteuern und so die Exporte der hiesigen Unternehmen beeinträchtigen.
Positive Impulse für die Börsen erwartet Greil seitens der Unternehmen: "Die anlaufende Quartalszahlensaison dürfte größtenteils überzeugen - in Euroland noch mehr als in den USA". Damit seien die Aussichten an den europäischen Aktienmärkten weiterhin besser als an der Wall Street. Hier ist Helaba-Experte Christian Apelt etwas skeptischer. Nach dem positiven Auftakt der Berichtssaison in den USA "wäre eine gewisse Ernüchterung nicht ungewöhnlich", so seine Einschätzung. "Daher sollte die jüngsten Anstiege der führenden Aktienindizes hüben wie drüben so nicht fortgeschrieben werden."
Als Kursstütze sieht Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank die weltweiten volkswirtschaftlichen Frühindikatoren. Dank üppiger Barmittelreserven, rekordhoher Gewinne und niedriger Zinsen kauften die Unternehmen weiter eigene Aktien zurück und schütteten hohe Dividenden aus. Wenn sich die Gewinne weiter gut entwickelten und die großen Notenbanken es schafften, ihre konjunkturstützenden Maßnahmen behutsam zu reduzieren, "sollte die Entwicklung der Aktienmärkte weiter in ruhigen Bahnen verlaufen".
In Deutschland stehen am Dienstag Aussagen des
Online-Modehändlers Zalando
Die Quartalsberichte der US-Banken Goldman Sachs
Am Donnerstag steht dann eine wahre Zahlenflut an: Neben dem
Softwarekonzern SAP
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 DE0008469008 EU0009658145
AXC0011 2017-07-17/05:50