Die US-Börsen dürften die neue Woche so beginnen, wie sie die vorige beendet haben: mit neuen Rekordständen, die aber nur geringfügig über den alten liegen. Der Future auf den S&P-500 deutet eine leicht positive Eröffnung am Kassamarkt an. Politische Ereignisse dämpfen die Risikofreude der Anleger etwas, wie Händler sagen. Sie verweisen auf den Streit um das Atomabkommen mit Iran und die Unabhängigkeitsbestrebungen der autonomen Region Katalonien, die sich von Spanien lösen will.
Kurz vor dem Auslaufen des Ultimatums aus Madrid um 10.00 Uhr MESZ hat der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont in einem Brief an die spanische Zentralregierung vorgeschlagen, das "Mandat" der Katalanen für eine Unabhängigkeit für zwei Monate auszusetzen, um mit der Zentralregierung zu verhandeln. Damit rückt Puigdemont zum einen nicht von seinen Äußerungen in der vergangenen Woche ab, in denen er das Recht der Katalanen auf einen unabhängigen Staat unterstrichen hat, und macht zum anderen auch nicht - wie von Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy eingefordert - eindeutig klar, ob oder ob nicht er die Unabhängigkeit Kataloniens erklärt hat.
Diese unklare Lage verunsichert die Anleger besonders an der Madrider Börse, lässt die Investoren aber auch andernorts etwas vorsichtiger agieren. Die Situation könnte sich nun verschärfen, je nachdem wir Madrid reagiert. Im Fall einer Unabhängigkeitserklärung dürfte die Zentralregierung nach Verstreichen einer Schonfrist am Donnerstag nämlich Artikel 155 der Verfassung aktivieren, und damit der Region den Autonomiestatus entziehen.
Am Devisenmarkt gibt der Euro leicht nach und pendelt um die Marke von 1,18 Dollar von Ständen um 1,1820 am Freitagabend im späten US-Handel. Der Greenback erhält Rückenwind von US-Notenbankchefin Janet Yellen. Sie hatte am Wochenende bekräftigt, dass die Fed die geplanten Zinserhöhungen vorantreiben wolle. Dagegen haben die Ergebnisse der Wahlen in Niedersachsen und in Österreich die Gemeinschaftswährung bisher kaum bewegt. Das könnte sich nach Meinung von Commerzbank-Devisenanalystin Esther Reichelt aber noch ändern. Naheliegend sei es anzunehmen, dass am Devisenmarkt eine mögliche Regierungsbeteiligung einer rechtspopulistischen Partei in Österreich mit Skepsis aufgenommen werde. Die gegenteilige Reaktion des Marktes auf die Wahl von Emmanuel Macrons, der als Befürworter einer stärkeren Integration gilt, zeige klar die Präferenzen der Devisenhändler.
An US-Konjunkturdaten wird am Montag nur der Empire State Manufacturing Index für Oktober veröffentlicht. Volkswirte erwarten, dass der Index auf einen Stand von 20 Punkten gesunken ist, nachdem er im Vormonat 24,4 Punkte erreichte. Ansonsten ist die Nachrichtenlage recht dünn. Das dürfte sich aber in den kommenden Tagen ändern, wenn die Bilanzsaison der US-Unternehmen erst richtig in Schwung kommt. Am Montag nach Börsenschluss wird Netflix Quartalszahlen vorlegen. Am Dienstag folgen noch vor der Startglocke mit Morgan Stanley und Goldman Sachs zwei große Banken.
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October 16, 2017 06:46 ET (10:46 GMT)
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