Mainz (ots) - Nun werden andere Saiten aufgezogen. Gegenüber dem türkischen Allermächtigen, der in Rekordzeit alle rechtsstaatlichen Überbleibsel in seinem Land zertrümmert hat, der ausländische Journalisten und Menschenrechtler als politische Geiseln festsetzt und der die Rechte des Nato-Partners Deutschland missachtet. Antworten, die der Türkei richtig wehtun, sind leider unvermeidbar geworden. Die verschärften Reisehinweise von Außenminister Gabriel und seine Androhung, Hermes-Bürgschaften auszusetzen, können nur ein Anfang gewesen sein, wenn Erdogan sich nicht bewegt. Und er wird sich einstweilen ganz sicher nicht bewegen. Die Sorge vor einer Eskalationsspirale allein aber kann das Handeln der Bundesregierung nicht länger leiten. Die EU und auch die Nato dürfen Deutschland in dieser heiklen Phase allerdings nicht im Regen stehen lassen. Brüssel muss endlich die absurd gewordenen Beitrittsverhandlungen aussetzen, die die Türkei noch immer in den Genuss von Milliardenzahlungen kommen lassen (ein überfälliges Signal auch an das Mitgliedsland Polen, das gerade im Begriff ist, die Unabhängigkeit seiner Justiz zu schleifen). Und auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg reagiert bisher viel zu zögerlich auf die Weigerung der Türkei, deutsche Parlamentarier ihre Truppeneinheiten in Konya besuchen zu lassen. Die schärfere Gangart gegenüber Erdogan wird nicht nur das politische Verhältnis der beiden Länder belasten. Es wird auch die Wirtschaft spürbar treffen und es stellt Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland auf eine Belastungsprobe - auf eine leider unvermeidliche.
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