FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft weiter auf starkem Wachstumskurs und hat ihre Konjunkturprognosen kräftig angehoben. Für das laufende Jahr sei mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung um kalenderbereinigt 2,6 Prozent zu rechnen, für kommendes Jahr mit 2,5 Prozent, teilte die Bundesbank am Freitag mit. Das sind 0,7 Punkte beziehungsweise 0,8 Punkte mehr, als die Bundesbank im Juni erwartet hatte.
Nach Einschätzung der Bundesbank befindet sich die Bundesrepublik in einem starken Aufschwung. "Wir werden nicht nur im laufenden Winterhalbjahr ein anhaltend hohes konjunkturelles Grundtempo sehen, sondern auch im weiteren Verlauf des Jahres 2018 wird die deutsche Wirtschaft kräftig expandieren", kommentierte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die neue halbjährliche Wirtschaftsprognose.
Allerdings sei auch zu beobachten, dass der breit angelegte Aufschwung "zunehmend reifer" werde, hieß es weiter. Dies habe zur Folge, dass der Aufschwung mittelfristig an Tempo verlieren werde. Entsprechend erwartet die Bundesbank für 2019 und 2020 eine Wachstumsverlangsamung auf 1,7 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent.
Die Gründe für das Wirtschaftswachstum sieht die Bundesbank unter anderem in einer "lebhafte Nachfrage aus dem Ausland". Diese habe in den deutschen Industriebetrieben für ein dynamisches Wachstum gesorgt. Außerdem werde der Aufschwung durch den privaten Konsum und die Investitionen im Wohnungsbau gestützt. Diese profitieren weiterhin von der hervorragenden Lage am Arbeitsmarkt und den niedrigen Zinsen.
Vor dem Hintergrund der starken Konjunktur geht die Bundesbank davon aus, dass sich die Preisauftrieb verstärken wird. Die Fachleute der Notenbank erwarten einen dynamischen Lohnanstieg, der Waren und Dienstleistungen teurer machen dürfte.
Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Preise für Energie und Dienstleistungen rechnet die Bundesbank damit, dass die sogenannte Kernrate der Verbraucherpreise von 1,3 Prozent in diesem Jahr auf 1,9 Prozent im Jahr 2019 steigen dürfte. Im Jahr 2020 sei sogar eine Kernrate von 2,1 Prozent in Deutschland vorstellbar. Geldpolitiker messen der Entwicklung der Kernrate eine hohe Bedeutung zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an, bei der sie die Stabilität der Währung als gewährleistet ansieht.
Die Bundesbank wollte aber nicht ausschließen, dass der Aufschwung der deutschen Wirtschaft noch stärker ausfallen könnte, als in der aktuellen Prognose erwartet. Als Grund wurden mögliche politische Entscheidungen genannt, die für noch mehr Wachstum sorgen könnten. Unter einer neuen Bundesregierung könnten die Staatsausgaben weiter steigen. Nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Weidmann ist das "ein wesentlicher Grund, weshalb das Wirtschaftswachstum, und in geringem Umfang auch der Preisanstieg, unter Umständen noch etwas stärker ausfallen könnten als jetzt prognostiziert"./jkr/bgf/jha/
AXC0148 2017-12-15/11:13