BERLIN/BRÜSSEL (Dow Jones)--Sollten die verschärften US-Sanktionen gegen Russland den europäischen Energiesektor treffen, würde die EU-Kommission kurzfristig reagieren. Das kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an. "Falls wir feststellen würden, dass dies europäische Unternehmen tangierte, sind wir bereit, innerhalb von Tagen Gegenmaßnahmen einzuleiten", sagte Juncker Politico.
Am Mittwoch hatte US-Präsident mit seiner Unterschrift die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen Russland ins Werk gesetzt. Betroffen davon könnte auch der Bau der Gasröhre Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland sein, den die deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall mitfinanzieren.
In einem Gastbeitrag in der Wirtschaftswoche sprach sich Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) klar gegen die Sanktionen aus: "Energieimporte und Energieexporte dürfen nie zu einer politischen oder wirtschaftlichen Waffe werden", schrieb die SPD-Politikerin. Deutsche und europäische Unternehmen, die sich am Ausbau der Energieversorgung beteiligen, könnten Probleme in den USA bekommen, befürchtet Zypries.
Der russische Ministerpräsident Dimitri Medwedew wertete die US-Sanktionen als "Handelskrieg". Auf seiner Facebook-Seite schrieb er, dass sich die Hoffnungen auf bessere Beziehungen zwischen beiden Ländern zerschlagen hätten. Die USA wollen den russischen Energiesektor mit Sanktionen belegen, um die vermutete Einmischung des Kreml in den US-Wahlkampf zu bestrafen und der US-Gasindustrie neue Absatzmärkte zu erschließen.
Trotz der härteren Gangart stehen der Energieversorger Uniper und der Gasförderer Wintershall zum Bau von Nord Stream 2. "Um es ganz klar zu sagen: Ich glaube an das Projekt Nord Stream 2 und ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Projekt realisiert wird", sagte Uniper-Chef Klaus Schäfer zu Dow Jones Newswires. Wintershall-Vorstandschef Mario Mehren verlangte, dass sich Europa nicht zum Spielball der Geopolitik machen lassen dürfe.
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August 03, 2017 03:18 ET (07:18 GMT)
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