FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Dienstag um 0,6 Prozent zum Vorquartal. Im ersten Vierteljahr waren es nach neuen Zahlen sogar 0,7 Prozent gewesen. Bankvolkswirte kommentierten die Zahlen freundlich, wiesen aber auch auf Risiken hin. Stimmen zum deutschen Wachstum:
CARSTEN BRZESKI, CHEFVOLKSWIRT ING-DIBA:
"Die deutsche Wirtschaft setzt ihre starke Leistung mit einem Wachstum über Potenzial fort. Auch im neunten Jahr hält die Erholung an. (...) Die Erfolgsgeschichte der deutschen Wirtschaft geht weiter. Und es gibt kaum einen Grund, ein plötzliches Ende der aktuellen Entwicklung zu befürchten, obwohl eine gewisse Verlangsamung fast unvermeidbar erscheint. (...) Alles in Allem blüht die deutsche Wirtschaft, und gegenwärtig ist das größte Risiko wohl Selbstzufriedenheit auf Seiten der Politik. Nach wie vor ist es unwahrscheinlich, dass ökonomische Themen die kommenden Bundestagswahlen entscheiden werden."
UWE BURKERT, CHEFVOLKSWIRT LBBW RESEARCH:
"Hohe Wachstumsdynamik mitten im Wahlkampf! Das dürfte die Steuereinnahmen auch dieses Jahr kräftig sprudeln lassen. Damit die Wirtschaft auch weiterhin dynamisch wächst, sollte sich die neue Regierung daher nicht im 'Klein-Klein' verlieren, sondern die großen Themen anpacken. Mit Investitionen in Datenautobahnen, Stromnetze, Forschung und Bildung kann man unser Wohlstandsniveau langfristig sichern."
JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:
"Im Kern handelt es sich um einen konsumgetriebenen Aufschwung, der durch die für Deutschland viel zu niedrigen EZB-Zinsen angefacht wird. (...) So kann es noch ein paar Jahre weitergehen - zumal keine wesentlich höheren EZB-Leitzinsen in Sicht sind, die das abkühlen könnten . Allerdings kommt es unter der glänzenden Oberfläche des Aufschwungs zunehmend zu Fehlentwicklungen. So bröckelt die immer noch hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Außerdem ist das Risiko real, dass es in ein paar Jahren zu einer Blase am deutschen Immobilienmarkt kommt."
STEFAN GROSSE, ANALYST NORDLB:
"Die deutsche Wirtschaft brummt. Im zweiten Quartal wuchs das deutsche BIP um 0,6 Prozent. Dies ist zwar ein Wert, der leicht unter den Erwartungen liegt, dafür wurde das erste Quartal nach oben revidiert. Das erste Halbjahr weist also insgesamt ein außerordentlich gutes Wachstum auf. Es wird schwer, das Tempo zu halten. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass auch die kommenden zwei Quartale noch eine solide Entwicklung aufweisen."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT BANKHAUS LAMPE:
"Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2017 erneut äußerst dynamisch gewachsen. Der Aufschwung läuft inzwischen auf eine Hochkonjunktur zu. Mithilfe der Weltwirtschaft und des EZB-Zinsdopings wird das BIP wohl vorerst weiter stärker wachsen als das Produktionspotenzial."
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