BERLIN (dpa-AFX) - Halbleere Flieger, ganz leere Kassen: Dass Air Berlin seit Jahren Geld verlor, lag einem Insider zufolge auch an einer verfehlten Flotten- und Streckenplanung. Nachdem der faktische Airline-Gründer Joachim Hunold im großen Stil Maschinen bei Boeing und Airbus bestellt hatte, mussten seine Nachfolger ab Hartmut Mehdorn die passenden Routen finden, auf denen sie die Jets rentabel einsetzen konnten. "Also wurden ziemlich wild neue Strecken aufgelegt und via Jubelpreise die Tickets verramscht", sagte ein Kenner des Unternehmens am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Mit dem Einstieg der arabischen Fluglinie Etihad sei das nicht besser geworden - auch wenn Air Berlin einige neue Jets an andere Fluglinien verkaufen konnte. "Nagelneue Airbus werden nicht genutzt, weil Etihad verlangte, dass Air Berlin uralte Alitalia-Jets zu horrenden Leasingkosten übernehmen musste."
2013 versuchte Etihad es mit einem eigenen Mann zu richten. Der Flugplaner setzte reihenweise Flüge von deutschen Flughäfen nach Alicante auf. Doch die wollte kaum jemand buchen, berichtet der Insider. Über eine Sonderaktion bei Lidl-Reisen sei Air Berlin gerade einmal elf Tickets losgeworden. Auf den Alicante-Strecken habe die Gesellschaft mit ziemlich leeren Fliegern nur Verluste eingeflogen - während Ryanair mit prall gefüllten Jets von Alicante nach Bremen und Hamburg flog.
Die größten Verluste flog Air Berlin dem Insider zufolge zwischen Düsseldorf und Abu Dhabi ein. Die Flüge konnte die Gesellschaft nicht streichen, da sie als Zubringer für Etihad dienen - der Geldgeberin von Air Berlin. Auch auf den US-Strecken habe Air Berlin viel Geld verloren. Als Gewinnbringer galten hingegen die Strecken München-Berlin und Berlin-Stuttgart. Da habe Air Berlin stets hohe Ticketpreise durchsetzen können. Ein Air-Berlin-Sprecher wollte sich zu solchen Geschäftsinterna nicht äußern./stw/jha/stb
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AXC0168 2017-08-16/14:22