NEW YORK (Dow Jones)--Nach den deutlichen Vortagesabgaben setzt an der Wall Street zum Wochenausklang eine Gegenbewegung ein. Bis zum Mittag (Ortszeit New York) machen die Kurse anfängliche Verluste mehr oder weniger wett.
Zweifel an einem Zustandekommen der versprochenen Wirtschaftsreformen in den USA lasten gleichwohl noch immer auf dem Sentiment und verhindern, dass die Anleger entschlossener zugreifen. Nach der Auflösung von zwei Beratergremien hatten zuletzt Spekulationen um einen Rücktritt von Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn den Markt zusätzlich verschreckt. Dieser gilt als die treibende Kraft hinter der vom US-Präsidenten versprochenen Steuerreform. Zwar dementierte das Weiße Haus die Rücktrittspläne, doch die Skepsis bei den Investoren bleibt bestehen. Dazu kommt der Terroranschlag in Barcelona, der die Risikofreude dämpfen dürfte.
Der Dow-Jones-Index verringert sein Minus auf 0,1 Prozent und notiert bei 21.730 Punkten. Der S&P-550 steigt um 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,2 Prozent.
Ein Scheitern der USA, rechtzeitig vor dem 29. September die Schuldenobergrenze zu erhöhen, oder ein ähnliches Ereignis könnten nach Einschätzung von Geoff Lewis, Asienstratege bei Manulife Asset Management, eine 10- bis 15-prozentige Korrektur im S&P-500 auslösen mit Übertragungseffekten auch auf Aktien außerhalb der USA, auf Anleihen und Währungen. Dem dürfte dann aber schnell eine Erholungsphase folgen, glaubt er. "Es gibt keine starken Belege, dass die jüngste Phase mit niedriger Volatilität in beunruhigendem Ausmaß zum Aufbau systemischer Risiken geführt hat", erklärt der Experte.
Die Agenda der US-Konjunkturdaten ist am Freitag übersichtlich, es wurde lediglich der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan für August veröffentlicht. Dieser überraschte positiv mit einem Anstieg auf 97,6 Punkte. Volkswirte hatten den Index auf 94,5 von zuvor 93,4 steigen sehen.
Yen, Gold und Anleihen verstärkt gesucht
Die nachlassende Risikoscheu der Anleger lässt sich auch an den vermeintlich "sicheren Häfen" ablesen, allen voran dem Yen. Der Dollar erholt sich zwar auf 109,20 Yen. Zwischenzeitlich kostete er allerdings nur 108,60 Yen, fast 2 Yen weniger als im Hoch am Vortag.
Der Goldpreis kletterte zwischenzeitlich auf ein neues Jahreshoch bei 1.301 Dollar. Hier kommt noch die Aussicht auf länger niedrige Zinsen in den USA als stützender Faktor hinzu. Aber auch das Interesse an dem Edelmetall lässt nach: Der Preis für die Feinunze notiert aktuell bei 1.290 Dollar, ein Plus von nur noch 0,2 Prozent.
Die US-Anleihen können ihre Vortagesgewinne ausbauen. Die Rendite zehnjähriger Papiere fällt um 2 Basispunkte auf 2,16 Prozent. "Die Unsicherheit in Bezug auf die Trump-Administration sollte für einen andauernden Zulauf in die sicheren Häfen sorgen", so Analystin Mary Ann Hurley von D.A. Davidson & Co.
Die Ölpreise zeigen sich mit einer uneinheitlichen Tendenz, liegen aktuell jedoch im Plus. Hier stützte im Verlauf vor allem der schwächere Dollar. Allerdings verhindert das bestehende Überangebot eine deutlichere Erholung, so ein Beobachter. Zuletzt hatte vor allem die weiter gestiegene Ölförderung in den USA des Sentiment belastet. Diese liegt annähernd auf dem höchsten Niveau seit zwei Jahren. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI erhöht sich um 0,2 Prozent auf 47,18 Dollar, für Brent geht es um 1,1 Prozent auf 51,60 Dollar nach oben.
Applied Materials und Gap nach Zahlen gesucht
Bei den Einzelwerten gehören Applied Materials und Gap zu den Gewinnern. Applied Materials steigen um 2,6 Prozent. Der Zulieferer der Halbleiterindustrie konnte den Gewinn auf 925 Millionen Dollar in seinem dritten Quartal fast verdoppeln. Zudem lag der Ausblick beim Gewinn je Aktie über den Analystenschätzungen.
Die Bekleidungskette Gap überzeugte mit einem flächenbereinigten Umsatzwachstum um 1 Prozent, nachdem es vor Jahresfrist hier noch abwärts gegangen war. Analysten hatten Gap nur ein Plus von 0,1 Prozent zugetraut. Zudem hob Gap den Ausblick an. Die Papiere geben anfängliche Gewinne ab und fallen um 1,5 Prozent.
Foot Locker reiht sich in die Reihe der Unternehmen ein, deren flächenbereinigter Umsatz im zweiten Quartal viel schlechter ausgefallen ist als erwartet. Der Aktienkurs stürzt um über 27 Prozent ab. Der Vorstand vermeldete überraschend einen 6-prozentigen Rückgang, während Consensus Metrixwar mit einer Zunahme um 1,7 Prozent gerechnet hatte. Auch der Gewinn je Aktie blieb mit 62 Cents hinter den erwarteten 90 Cents zurück. Nike verlieren in Gefolge gut 5 Prozent.
Der US-Energieversorger Calpine wird für 5,6 Milliarden Dollar von dem Finanzinvestor Energy Capital Partners und einigen Co-Investoren übernommen. Die Investorengruppe zahlt 15,25 Dollar pro Aktie, wie Calpine mitteilte. Inklusive Schulden beträgt das Volumen des Deals 17 Milliarden Dollar. Die Calpine-Aktie schießt um 9,8 Prozent auf 14,82 Dollar nach oben.
Der US-Landmaschinenhersteller Deere hat für das dritte Quartal zwar ein Umsatzplus gemeldet. Die Kennzahl konnte aber die Markterwartungen nicht erfüllen. Die Aktie sackt um 5,7 Prozent ab.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.729,67 -0,10 -21,06 9,95 S&P-500 2.431,61 0,07 1,60 8,61 Nasdaq-Comp. 6.236,01 0,23 14,09 15,84 Nasdaq-100 5.813,20 0,29 16,88 19,52 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,31 0,8 1,30 10,3 5 Jahre 1,75 0,8 1,75 -17,0 7 Jahre 2,00 0,5 2,00 -24,5 10 Jahre 2,19 0,2 2,19 -25,5 30 Jahre 2,77 -0,1 2,77 -29,4 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7.47 Uhr Do, 17.19 Uhr % YTD EUR/USD 1,1746 +0,07% 1,1738 1,1739 +11,7% EUR/JPY 128,45 +0,02% 128,42 129,00 +4,5% EUR/CHF 1,1333 +0,36% 1,1292 1,1319 +5,8% EUR/GBP 0,9143 +0,43% 0,9103 1,0976 +7,3% USD/JPY 109,35 -0,04% 109,39 109,89 -6,5% GBP/USD 1,2847 -0,37% 1,2895 1,2886 +4,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,18 47,09 +0,2% 0,09 -17,2% Brent/ICE 51,60 51,03 +1,1% 0,57 -12,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.289,88 1.287,92 +0,2% +1,97 +12,0% Silber (Spot) 17,08 17,04 +0,2% +0,04 +7,2% Platin (Spot) 979,65 976,00 +0,4% +3,65 +8,4% Kupfer-Future 2,94 2,94 +0,1% +0,00 +16,6% ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/cln/ros
(END) Dow Jones Newswires
August 18, 2017 12:02 ET (16:02 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.