Von Stefanie Haxel
FRANKFURT (Dow Jones)--Stada zeichnet nach der geglückten Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven ein rosiges Bild der Zukunft. Der Arzneimittelkonzern will mit Hilfe der neuen Eigentümer langfristig eine führende Position im globalen Wettbewerb einnehmen. Aber es gibt auch einiges zu tun: Die Effizienz müsse gesteigert werden und mehr Synergien innerhalb des Unternehmens gehoben werden. Auch die Suche nach einem neuen Konzernchef läuft weiter. "Wir müssen profitabler werden", sagte der interimistisch amtierende Vorstandschef Engelbert Coster Tjeenk Willink in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Stada nutze noch zu wenige Synergien mit Standorten in anderen Ländern. In Zukunft werde es mehr zentrale Führung im Konzern geben, die Pläne dafür seien aber noch nicht im Detail ausgearbeitet, sagte der CEO. Gleichzeitig denke Stada auch über Wachstumsinitiativen nach. Mit dem Fokus auf Wachstum und Effizienz werde der eingeschlagene Kurs verstärkt fortgesetzt.
Der MDAX-Konzern hat sich im vergangenen Jahr auf Druck von aktivistischen Aktionären umgebaut, um profitabler zu werden und mit der neuen Strategie im März die Messlatte für die Mittelfristziele 2019 höher gelegt. "Der Halbjahresbericht zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Tjeenk Willink weiter.
Die Übernahme des Arzneimittelkonzerns Stada ist im zweiten Anlauf geglückt, allerdings legten die Investoren mit ihrer rund 5,4 Milliarden Euro fast eine Punktlandung hin: Der Erwerbsgesellschaft Nidda Healthcare wurden 63,85 Prozent der Aktien angedient, damit wurde die Mindestannahmeschwelle von 63 Prozent ganz knapp übertroffen. Die Annahmefrist der Übernahmeofferte war am Mittwoch um Mitternacht abgelaufen.
Ob auch der aktivistische Hedgefonds Elliott, der nach jüngsten Angaben fast 9 Prozent an Stada hält, seine Anteile angedient hat, konnte das Management nicht sagen. "Elliott hat sich in den letzten Wochen bedeckt gehalten und hält sich noch immer bedeckt", sagte Tjeenk Willink. Auch ob es Gespräche mit Bain und Cinven, wisse er nicht. Ein Sprecher von Bain und Cinven wollte sich nicht dazu äußern.
Tjeenk Willink nur vorübergehend CEO
Offen ist auch die Frage, wer den Konzern aus Bad Vilbel unter den neuen Eigentümern längerfristig führen wird. Stada hatte Anfang Juli, wenige Tage nach dem Scheitern der ersten Offerte, überraschend die Vorstandsspitze ausgetauscht. Der erst seit einem Jahr amtierende CEO Matthias Wiedenfels nahm ebenso seinen Hut wie Finanzvorstand Helmut Kraft. An ihrer Stelle berief der Aufsichtsrat den Pharmamanager Tjeenk Willink zum Konzernchef und Bernhard Düttmann, ehemals CFO bei Lanxess und Beiersdorf, zum Finanzchef -- beide sind allerdings nur bis Jahresende bestellt.
Tjeenk Willink bekräftigte in der Telefonkonferenz, aus persönlichen und familiären Gründen auch nicht länger bleiben zu wollen. Der genaue Zeitpunkt seines Ausscheidens sei noch unklar. "Wir werden nicht sofort am 1. Januar verschwunden sein", wenn noch kein Nachfolger feststünde, sagte er.
Im Zuge ihrer ersten, knapp gescheiterten Übernahmeofferte hatten Bain und Cinven Stada zugesichert, mögliche Akquisitionen zum Ausbau des Produktportfolios und der Erschließung neuer Wachstumsmärkte finanziell und strategisch zu unterstützen. Dazu sagte Tjeenk Willink, in den nächsten zwei bis drei Jahren seien keine größeren Akquisitionen zu erwarten, erst müsse die Basis gestärkt werden. Gleichwohl wollte der CEO nichts explizit aus- oder einschließen.
Die Übertragung der angedienten Aktien soll noch vor der Hauptversammlung am 30. August erfolgen. Die Stada-Aktionäre, die ihre Aktien noch nicht angedient haben, können dies noch tun. Die zweite Annahmefrist begann am 19. August und endet am 1. September um Mitternacht. Alle kartellrechtlichen Freigaben sind bereits erfolgt.
Bain und Cinven hatten sich in einem Bieterwettstreit um Stada gegen andere Investoren durchgesetzt. Ihre Offerte gewann die Unterstützung von Vorstand und Aufsichtsrat, weil sie aus Sicht der Aktionäre und des Unternehmens das beste Gesamtpaket bot. Die Investorenvereinbarung sieht unter anderem den Verzicht auf Kündigungen in den nächsten fünf Jahren vor und Standortgarantien vor.
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August 21, 2017 06:24 ET (10:24 GMT)
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