FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hängepartie am deutschen Aktienmarkt dürfte sich auch in der ersten vollen September-Woche fortsetzen. Zwar hätten sich die Kurse in der zweiten Hälfte der alten Woche berappelt, doch fehlten weiterhin klare Kaufsignale, erklärten die Autoren der Bernecker-Publikation "Die Termin-Börse". Die Nordkorea-Krise sei noch nicht ausgestanden - es drohten weitere Provokationen - und der gestiegene Eurokurs belaste weiter. Zudem warten Investoren auf Signale der Europäischen Zentralbank (EZB), wann diese die Billiggeldflut eindämmt. Zum Wochenstart fehlen zudem erst einmal Impulse von der oftmals tonangebende Wall Street, wo wegen eines Feiertags nicht gehandelt wird.
Der deutsche Leitindex Dax hatte sich zuletzt etwas stabilisiert, pendelt aber schon seit Mitte Juli über weite Strecken zwischen rund 12 000 und etwa 12 300 Punkten. Leicht positiv werten Börsianer immerhin, dass sich der Dax nach einem kurzen Rutsch unter die 11 900-Punkte-Marke in der Folge eines abermaligen Raketentests Nordkoreas schnell berappelte und in seine Handelsspanne der vergangenen Wochen zurückkehrte.
EXPERTE: STABILISIERUNG, ABER NOCH KEIN RICHTUNGSWECHSEL
"Der Deutsche Aktienindex fiel im August zwar nicht mehr so schnell, wie noch zu Beginn des Sommers - doch dies ist nicht gleichzusetzen mit einem Richtungswechsel zurück nach oben," schrieb Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. Einer Erholung drohe zumindest kurzfristig über 12 300 Punkten die Luft auszugehen. Unterstützung bei einen Kursrückschlag könnte derweil der Bereich um die 11 850 Zähler bieten.
Einen weiteren Grund für eine Zurückhaltung der Investoren sehen die Analysten der DZ Bank in der Ende September anstehenden Bundestagswahl. Die Spannung sei hier angesichts des Vorsprungs der CDU bei den Prognosen aktuell zwar eher gering, doch könnten vor allem die internationalen Investoren vor größeren Neuinvestitionen die Wahl erst noch abwarten.
EZB AUSSAGEN ZU ANLEIHEKÄUFEN UND EUROSTÄRKE ERWARTET
Trotz all der Verunsicherung durch die Nordkorea-Krise, das Polit-Chaos in der US-Regierung, den Folgen des Wirbelsturms "Harvey" im Süden der USA sowie durch den starken Euro hatten zuletzt weiterhin positive Signale zur Wirtschaftsentwicklung für Unterstützung gesorgt. In dieser Woche stehen unter anderem Stimmungsdaten aus der Dienstleistungsbranche auf der Agenda. Auch Zahlen aus der deutschen Industrie könnten Impulse liefern. Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank hält aber auch Enttäuschungen für möglich: Die Auftragseingänge dürften nur wegen einer größeren Zahl an Flugzeugbestellungen gestiegen sein und die Produktion sei voraussichtlich den zweiten Monat in Folge gefallen.
Der Höhepunkt der Konjunkturagenda steht aber am Donnerstag mit der EZB-Ratssitzung und der anschließenden Pressekonferenz des EZB-Präsidenten Mario Draghi an. Die EZB wird wohl eine weitere Reduzierung ihrer Anleihekäufe andeuten, wie die Commerzbank-Devisenexpertin Esther Reichelt erklärte. Auch der zuletzt starke Euro dürfte zum Thema werden, da eine weitere Aufwertung den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik verzögern könnte. Daher dürfte die EZB versuchen, sich mit ihren Äußerungen gegen einen weiteren Kursanstieg zu stellen.
MÖGLICHE VERÄNDERUNGEN IN MDAX, SDAX UND TECDAX
Zuvor wird es unternehmensseitig am Dienstagabend mit Blick auf
die Zusammensetzung der großen deutschen Aktienindizes spannend. Der
Lebensmittel-Teil des aufgespaltenen Handelskonzerns Metro
Im Technologiewerteindex TecDax muss der Spezialist für
Immuntherapien Medigene
--- Von Michael Schilling, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0193 2017-09-01/16:49