FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. November 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Euro ist zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Juli gefallen. Analysten überrascht das nicht, sie hatten wegen der steigenden US-Leitzinsen damit gerechnet.
Sie war von vielen Seiten prognostiziert worden: die Euro-Abschwächung. Die Gemeinschaftswährung, die im September noch ein Hoch von 1,2093 US-Dollar erreicht hatte, kostet im Mittwochmorgen nur noch 1,1597 US-Dollar - das ist ein Viermonatstief. Grund für den Rückgang war der EZB-Entscheid vor zwei Wochen: Notenbank-Chef Mario Draghi hatte zwar, wie erwartet, die Reduzierung der Anleihekäufe ab Januar 2018 angekündigt, aber kein Datum für das Auslaufen des Programms genannt. Für die Märkte bedeutete das: Die Geldpolitik in der Eurozone bleibt noch lange expansiv.
Abschwächung noch nicht am Ende
Die DekaBank geht davon aus, dass der Euro bis Ende 2018 noch weiter abwerten wird - wegen der auseinanderlaufenden Geldpolitik von EZB und Fed. "Wir rechnen mit weiterhin hohen Zinsunterschieden zwischen US-Treasuries und deutschen Bundesanleihen", erklärt Deka-Analyst Christian Melzer. Zudem seien die Wachstumsaussichten für die USA günstiger als für Euroland. "Grundsätzlich stützend für den Euro ist dagegen die von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder Spanien und Italien mit einschließt." Die Bank prognostiziert auf Sicht von zwölf Monaten 1,13 US-Dollar zum Euro.
Die Frage, welchen Einfluss die Ernennung von Jerome Powell zum neuen Fed-Chef auf die Geldpolitik und damit auch den US-Dollar-Kurs hat, ist nach Ansicht von Antje Praefcke von der Commerzbank nicht leicht zu beantworten. "Da Powell die expansive Politik von Janet Yellen bisher stets mitgetragen hat, wertet der Markt seine Ernennung erst einmal als negativ US-Dollar-negativ." Es sei wohl davon auszugehen, dass die Fed den Leitzins weiterhin nur langsam anheben wird.
Umsatzstärkste Devisen-ETNs an der Börse Frankfurt waren in den vergangenen vier Wochen Produkte, mit denen auf den Euro/US-Dollar-Kurs gesetzt werden kann - und zwar in beide Richtungen. Am höchsten war das Handelsaufkommen im ETFS Long USD Short EUR (WKN A1EK0V) sowie im ETFS Short USD Long EUR (WKN A1EK0W), gefolgt von den Varianten mit Hebel ETFS 5x Long USD Short EUR (WKN A12Z31) und ETFS 5x Short USD Long EUR (WKN A12Z32).
Zinsanhebung stützt Pfund
Etwas stabilisiert gegenüber dem Euro hat sich das britische Pfund: Am Mittwochmorgen müssen für einen Euro 0,88 Pfund gezahlt werden, vor einem Monat waren es 0,90 Pfund. Dazu beigetragen hat, dass die Bank of England vergangene Woche die Zinsen angehoben hat. Baldige weitere Zinserhöhungen werden aber nicht erwartet. "Die Unsicherheit über die zukünftige Beziehung zwischen EU und UK bleibt groß, und wegen der sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Risiken dürfte die Bank of England von weiteren Zinsanhebungen vorerst absehen", erklärt Praefcke. Das Pfund werde wohl immer wieder Schwächephasen erleben. Vor dem Brexit-Entscheid im Juni 2016 lag der Kurs noch bei 0,76 Pfund zum Euro, Ende August 2017 waren es in der Spitze 0,93 Pfund.
Japans Geldpolitik bleibt expansiv
Nicht viel getan hat sich beim Währungspaar Euro/Yen: Der Euro kostet aktuell 131,95 Yen nach knapp 133 Yen vor einem Monat. In Japan deutet weiterhin nichts auf eine geldpolitische Straffung hin. "Die Bank of Japan verkündete Ende Oktober, ihren expansiven geldpolitscher Kurs beizubehalten", berichtet Marius Schad von der HSH Nordbank. Dabei habe Japans Zentralbank gleichzeitig die Inflationserwartungen für 2017 gesenkt und verkündet, erst im Jahr 2019 das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen.
Melzer zufolge ist der Ausblick für die japanische Währung trübe. Eine nachhaltige Aufhellung der Wachstumsperspektiven sei nicht in Sicht. "Premierminister Abe zögert weiter, mit echten Strukturreformen den zentralen Bereich seiner ‚Abenomics' in Angriff zu nehmen." Die Bank prognostiziert 132 Yen zum Euro per Ende 2018.
Franken nicht mehr so beliebt
Gegenüber dem Schweizer Franken ist der Euro unterdessen gestiegen, für einen Euro müssen fast 1,16 Franken hingelegt werden - so viel wie seit Freigabe des Franken Anfang 2015 nicht mehr. "Die gute weltwirtschaftliche Lage und die nachlassenden geopolitischen Risiken lassen den Franken in seiner Funktion als sicherer Hafen an Bedeutung verlieren", stellt Nikola Stephan von der DekaBank fest. Zwar werde der Franken wohl auch 2018 überbewertet bleiben, allerdings könne die Zentralbank bei anhaltendem Abwertungstrend im kommenden Jahr ihre Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen deutlich zurücknehmen. "Eine Abkühlung der weltwirtschaftlichen Dynamik sowie geopolitische oder politische Risiken können aber immer wieder die Suche nach einem sicheren Hafen in den Vordergrund rücken."
Bitcoin steigt weiter
Spektakulär ist die Entwicklung der Kryptowährung Bitcoin, obwohl die kritischen Stimmen immer lauter werden: Der Kurs kletterte zuletzt über 7.600 US-Dollar, am Mittwochmorgen sind es 7.379 US-Dollar. Der rapide Kursverfall aus der ersten Septemberhälfte, als der Preis bis auf 2.900 US-Dollar fiel, ist längst wettgemacht. Seit Jahresanfang hat sich der Kurs versiebenfacht. Für den letzten Schub sorgte vergangene Woche die Ankündigung der CME Group, der größten Terminbörse der Welt mit Sitz in Chicago, noch in diesem Jahr einen Future-Kontrakt auf Bitcoin auf den Markt bringen zu wollen.
von: Anna-Maria Borse 8. November 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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