Die Staatsanleihemärkte bleiben fest in der Hand der geopolitischen Risiken. Angesichts einer erneuten Zuspitzung des Konfliktes mit Nordkorea - die Nordkoreaner haben eine Wasserstoffbombe gezündet, worauf die Amerikaner mit einem Atomschlag drohten - sind sichere Anlagen bei Investoren gefragt, was zu einem erneuten Rückwärtsgang bei den Renditen geführt hat.
Zudem sind einige Konjunkturindikatoren eher enttäuschend ausgefallen, auch wenn der Konjunkturpfad insgesamt robust verläuft. So hat der offizielle US-Arbeitsmarktbericht für August nur einen Stellenaufbau von 156 Tsd. ergeben, deutlich unterhalb der Erwartungen von 180 Tsd. Die Arbeitslosenquote ist leicht auf 4,4 % angestiegen und die durchschnittlichen Stundenverdienste sind nur um 0,1 % im Vergleich zum Vormonat angestiegen. Letzteres ist ein Zeichen dafür, dass von Seiten der Lohnentwicklung unverändert kein Druck auf die Inflation ausgeübt wird. Des Weiteren sind die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im Juli um 6,8 % gegenüber dem Vormonat eingebrochen. Die enttäuschenden Datenveröffentlichungen lassen Zweifel an einer weiteren Zinsanhebung durch die Fed noch in diesem Jahr aufkommen. Auch die unsichere politische Situation in Washington - vor allem die mögliche Hängepartie bei der Anhebung der Schuldenobergrenze und die verschobenen Reformvorhaben der Trump-Regierung - lasten auf den Treasury-Renditen.
Das Highlight dieser Berichtswoche ist die Zinssitzung der EZB (07.09.). Unserer Meinung nach dürfte die Notenbank Signale für ein im nächsten Jahr beginnendes Tapering setzen. Die Anleihekäufe der EZB in Höhe von 60 Mrd. Euro laufen derzeit noch bis Ende 2017. Diese dürften auch 2018 fortgesetzt werden, allerdings sukzessive reduziert werden (Tapering). Die Betonung der Währungshüter sollte auf dem nur ganz allmählichen Auslaufen der Anleihekäufe liegen, denn eine zu starke neuerliche Aufwertung des Euros werden sie zu vermeiden suchen. Entsprechend vorsichtig dürfte die Kommunikation ausfallen. Eine offizielle Ankündigung des Tapering - insbesondere Startzeitpunkt, Dauer, Art der Volumenreduzierung und Aufteilung auf die einzelnen Anleiheklassen - sollte die EZB erst auf ihrer Zinssitzung Ende Oktober verkünden. Bestehende Restriktionen, bei denen die EZB bisher zumindest wenig Flexibilität signalisiert hat, wie zum Beispiel die 30%-Obergrenzen bei Käufen pro Emission und Emittent, sprechen für eine zu Jahresbeginn 2018 stärkere Reduzierung der Anleihekäufe, um diese Obergrenzen nicht zu gefährden. Dafür könnte die EZB eine längere Laufzeit der Käufe signalisieren.
Sollte die EZB tatsächlich in Richtung Tapering marschieren, dürfte sich dies in der Folge in deutlich erhöhten Renditeniveaus für die Bundesanleihen widerspiegeln. Ein sprunghafter Anstieg wie in den USA 2013, als Notenbankchef Ben Bernanke das Tapering angekündigt hat, ist jedoch nicht zu erwarten, da der Überraschungseffekt weniger groß sein sollte. Zudem drückt die angespannte geopolitische Lage weiterhin auf die Renditen.
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