Von Rebecca Davis O'Brien
NEW YORK (Dow Jones)--Nach der endgültigen Einigung der Deutschen Bank im US-Hypothekenstreit knöpfen sich die Ermittler einen der damals mutmaßlich Verantwortlich vor. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen den ehemaligen Chef des Subprime-Hypotheken-Handels bei der Deutschen Bank, Paul Mangione. Der Vorwurf lautet Irreführung von Investoren über Kredite, die 2007 begebene Wertpapiere im Volumen von 1,4 Milliarden US-Dollar absicherten, was zu Verlusten in Millionenhöhe geführt habe, wie aus der bei einem Gericht in Brooklyn eingereichten Klage hervorgeht.
Die Zivilklage wurde gut zehn Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise und nur wenige Monate nach der Einigung der Deutschen Bank mit dem US-Justizministerium eingereicht. Die Bank zahlte 7,2 Milliarden Dollar, um ähnliche Vorwürfe gegen ihren Umgang mit hypothekenbesicherten Wertpapieren und ihre Kreditvergabepraktiken beizulegen.
In einer 69-seitigen Klageschrift werfen die Ermittler Mangione vor, intrigiert zu haben, um Investoren zu betrügen und "wichtige Eigenschaften der von der Deutschen Bank verbrieften Hypothekenkredite systematisch und absichtlich falsch dargestellt" zu haben. Verbrieft wurden die Papiere in zwei mit Wohnungshypotheken besicherten Papieren im Wert von 1 Milliarde bzw. 400 Millionen Dollar.
Ein Anwalt von Mangione bezeichnete die Zivilklage gegen seinen Mandanten als falsch und unfair. Mangione habe sich niemals damit einverstanden erklärt, irgendeinen Investor in die Irre zu führen. Zudem werde er nun als Einzelperson für zehn Jahre alte Transaktionen zur Rechenschaft gezogen, an denen zahlreiche andere auch beteiligt gewesen seien, die mehr Verantwortung dafür gehabt hätten.
Ein Sprecher der Deutschen Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Ermittler der Staatsanwaltschaft in Brooklyn behaupten dagegen, Mangione habe Hypothekenkunden Kreditwürdigkeit bescheinigt, obwohl er gewusst habe, dass die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen hoch gewesen sei. Auch habe er gewusst, dass die Chapel Funding LLC, eine kalifornische Gesellschaft für Wohnimmobilienkredite, von der die Kredite hinter den beiden Wertpapieren kamen, "jeden Anschein von verantwortlichen Zeichnungspraktiken aufgegeben" habe, heißt es in der Klage. Obwohl Mangione von all den Mängeln der Hypotheken gewusst habe, habe er sie als solide präsentiert. Die Deutsche Bank hatte Chapel Funden 2006 aufgekauft.
Letzten Endes wurden 80 Prozent der Kredite in dem Wertpapier im Volumen von 1 Milliarde Dollar und 75 Prozent der Kredite in dem 400 Millionen Dollar schweren Wertpapier notleidend, wie aus der Klage hervorgeht. Die Ermittler fordern eine Verhandlung vor einer Jury und eine Geldstrafe gegen Mangione.
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September 12, 2017 02:03 ET (06:03 GMT)
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