FRANKFURT (Dow Jones)--Knapp über den Vortagesständen, aber deutlich unter den Tageshochs zeigen sich Europas Aktienmärkte am Donnerstagnachmittag. Die Talfahrt der Technologieaktien hat sich zunächst verlangsamt, zugegriffen wird in dem Sektor nur eher selektiv. Der Technologie-Subindex büßt 0,4 Prozent ein. Die Tendenz zu Umschichtungen hält laut Händlern weiter an, gesucht sind Bankentitel und Telekomaktien. Der Euro-Stoxx-50 notiert kaum verändert bei 3.589 Zählern, der DAX liegt noch 0,2 Prozent im Plus bei 13.080 Punkten und damit knapp 100 unter seinem Tageshoch. Der TecDAX verliert dagegen 0,2 Prozent.
Auslöser für die jüngsten Abverkäufe im Technologiesektor könnte zu Beginn der Woche die zurückgezogene Kaufempfehlung für die Branchenfavoriten Samsung und Taiwan Semiconductor durch Morgan Stanley gewesen sein, mutmaßen einige Akteure. "Das haben viele als den Startschuss für den Verkauf ihrer Chip-Aktien betrachtet", sagt ein Händler.
Gegenwind für europäische Aktien kommt vom anziehenden Euro. Er steigt von frühen Tagestiefs unter 1,1810 auf 1,1915. Von neuen US-Konjunkturdaten kommen kaum Impulse, die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lagen im erwarteten Rahmen. Der Einkaufsmanager-Index Chicago ist im November gegenüber dem Vormonat auf sehr hohem Niveau zwar gesunken, fiel aber immer noch besser aus als erwartet. Dies dämpfe Sorgen vor einer Überhitzung und sei positiv zu werten, heißt es im Handel.
Angst um Apple - Kurseinbruch bei Dialog Semiconductor
Hiobsbotschaften gibt es für Dialog Semiconductor. Die Aktie bricht um phasenweise 20 Prozent ein. Auslöser war ein Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei, der Großkunde Apple könne nun die wichtigen Chips zum Power Management selbst herstellen. Dialog könnte damit ein Umsatz um 70 Prozent verlorengehen, vermutet ein Händler. "Der Bericht hat eine Qualität weit über reinen Spekulationen". Daher könnten Kurserholungen weiter zum Abverkauf genutzt werden. Bereits im April hatten die Analysten vom Bankhaus Lampe vor einer solchen Entwicklung gewarnt und für einen Kurseinbruch von 16 Prozent gesorgt.
Morphosys steigen dagegen um 3,6 Prozent. Dank zusätzlicher Lizenzeinnahmen hat Morphosys die Jahresprognose angehoben.
Im insgesamt behaupteten Bankensektor stechen Credit Suisse (CS) mit einem Plus von 2,5 Prozent hervor. Die schweizerische Großbank hat sich anlässlich ihres Investorentages neue Ziele auf die Fahnen geschrieben. In der Vermögensverwaltung sowie den zugehörigen Geschäften in Asien will sie das Ziel eines bereinigten Vorsteuergewinns von 700 Millionen Franken vorzeitig erreichen.
Lufthansa holen Verluste aus der Eröffnung auf und steigen um 0,3 Prozent. Am Morgen belastete eine Bericht, die Übernahme von Air Berlin stehe auf der Kippe. "Dass die EU-Kommission der Übernahme nicht sofort zustimmen wird, war zu erwarten", sagt ein Händler. Aufgrund der Rally der Aktie im Jahresverlauf sei die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen hoch gewesen.
Zu den größeren Gewinnern im DAX gehören Aktien von Unternehmen aus der "Old Economy": Beiersdorf liegen weiter auf Rekordkurs und steigen um 2 Prozent. Damit überwinden sie die magische 100-Euro-Marke. Deutsche Telekom legen um 2 Prozent zu, Continental um 1,5 und BASF um 1,1 Prozent.
Rocket Internet unter Druck - Morphosys gesucht
Rocket Internet fallen um 4,3 Prozent. Der Konzern hat zwar die Verluste verringert, aber das Erreichen der Gewinnschwelle von Beteiligungen zeitlich verschoben. Delivery Hero gewinnen 2,7 Prozent, nachdem JP Morgan die Beobachtung der Aktie mit der Empfehlung "Übergewichten" aufgenommen hat. Exane hat RTL auf "Outperform" angehoben, was dem Titel zu einem Aufschlag von 1,5 Prozent verhilft. Zudem hat das Bankhaus Lampe Salzgitter auf "Halten" gesenkt, der Kurs büßt 1 Prozent ein. Osram legen um 1,3 Prozent zu. Das Unternehmen will seine Dividende um 1 Cent mehr erhöhen als bislang angekündigt.
Uniper verteuern sich um 1,6 Prozent, Wirecard legen 3,6 Prozent zu und Drillisch 1 Prozent. Aus Deutschland werden Drillisch, MTU, Uniper und Wirecard am Abend in die viel beachteten MSCI-Indizes aufgenommen.
Ölpreise ziehen an
Am Ölmarkt ziehen die Preise etwas an. Hintergrund sind Signale vom Opec-Treffen in Wien, die darauf hindeuten, dass es eine Einigung zu einer Ausweitung der eigentlich im März 2018 auslaufenden Förderbegrenzung geben wird. Brentöl verteuert sich um 1,2 Prozent auf 63,88 Dollar.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.590,97 0,03 1,06 9,13 Stoxx-50 3.175,15 -0,07 -2,21 5,47 DAX 13.081,70 0,15 19,83 13,94 MDAX 27.059,74 0,53 142,38 21,95 TecDAX 2.514,13 -0,17 -4,19 38,77 SDAX 11.759,77 0,29 34,50 23,53 FTSE 7.363,94 -0,40 -29,62 3,10 CAC 5.399,19 0,02 1,14 11,04 Bund-Future 162,84 0,23 1,71 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:10 Uhr Mi, 18:33 % YTD EUR/USD 1,1917 +0,42% 1,1867 1,1863 +13,3% EUR/JPY 133,29 +0,09% 133,17 132,60 +8,4% EUR/CHF 1,1705 +0,16% 1,1686 1,1673 +9,3% EUR/GBP 0,8810 -0,08% 0,8817 1,1331 +3,4% USD/JPY 111,87 -0,33% 112,24 111,76 -4,3% GBP/USD 1,3524 +0,50% 1,3457 1,3444 +9,6% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 57,59 57,3 +0,5% 0,29 +1,1% Brent/ICE 63,83 63,11 +1,1% 0,72 +8,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.280,80 1.283,65 -0,2% -2,85 +11,2% Silber (Spot) 16,43 16,54 -0,7% -0,11 +3,2% Platin (Spot) 946,85 939,00 +0,8% +7,85 +4,8% Kupfer-Future 3,06 3,04 +0,5% +0,02 +21,0%
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November 30, 2017 10:16 ET (15:16 GMT)
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