Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die Deutsche Umwelthilfe (DUH)ist mit dem Vorschlag der europäischen Automobilhersteller zur Senkung des Kohlendioxidausstoßes hart ins Gericht gegangen. "Das ist eine Kampfansage an den Klimaschutz", kritisierte DUH-Chef Jürgen Resch den Vorstoß der Konzerne im Gespräch mit Dow Jones Newswires.
Die europäische Herstellervereinigung Acea hatte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz am Rande des Internationalen Automobilausstellung (IAA) vorgeschlagen, den CO2-Ausstoß bei Pkw bis 2030 im Vergleich zu 2021 um 20 Prozent zu reduzieren. "Das ist eine deutliche Reduzierung", hatte Acea-Präsident Dieter Zetsche erklärt, der im Hauptberuf an der Spitze von Daimler steht.
Der Umwelthilfe-Chef kommt hingegen zu einem ganz anderen Ergebnis. "Das reicht absolut nicht. Wir brauchen CO2-Einsparungen in ganz anderen Größenordnungen", sagte Resch wenige Stunden vor der offiziellen Eröffnung der IAA mit einer Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Umweltschützer wollen dort wieder gegen die Luftverschmutzung durch die Autos demonstrieren.
Die Branche und gerade die deutschen Konzerne stehen seit zwei Jahren in der Kritik, weil ihre Autos zu viel Klimagas und giftige Stickoxide in die Luft blasen. Volkswagen hatten wegen des vor zwei Jahren einsetzenden Dieselskandals dem Ruf der deutschen Vorzeigeindustrie einen schweren Schlag verpasst. Resch kritisierte, dass die Hersteller auf der Messe anstatt spritsparender Modelle und Elektro-Autos viel mehr schwere SUVs und große Limousinen zeigen wollten. "Während sich auf der IAA die Elektromobilität weitgehend auf Konzeptstudien mit und ohne Lenkrad beschränkt, erleben wir eine beispiellose Offensive bestellbarer schmutziger Diesel-SUVs", schimpfte er.
Unterstützung bekam die DUH von dem Forschungsinstitut Agora Verkehrswende aus Berlin. Die vorgeschlagenen 20 Prozent Kohlendioxid-Minderung reichen nach Einschätzung der Experten nicht aus, damit Deutschland bis 2030 seine Klimaziele erreicht. Das liege auch daran, dass der Verkehrssektor seit 1990 als einziger Wirtschaftszweig seinen Ausstoß an CO2 nicht gesenkt habe. Vor diesem Hintergrund müsse die Autoindustrie einen viel größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Das Bundesumweltministerium hatte den Acea-Vorschlag zurückhaltend aufgenommen. In Deutschland mache immer noch die Politik die Vorgaben, hatte ein Sprecher des Hauses am Mittwoch betont.
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September 14, 2017 00:03 ET (04:03 GMT)
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