Gegen den Indextrend verzeichnete die iBoxx-Branche Retail in den letzten zwei Wochen eine Ausweitung von 22,6 auf 28,1 bp. Auf die Möglichkeit dieser Entwicklung haben wir bereits in der vorletzten Ausgabe hingewiesen; eine weitere Ausweitung speziell in diesem Sektor scheint uns weiterhin wahrscheinlich.
Darüber hinaus herrscht bei den Anleihespreads gewohnt wenig Dynamik. Als größte Sorge in Bezug auf die Spreadentwicklung wird das Auslaufen des Corporate Sector Purchase Programms (CSPP) der EZB gesehen. Zum 8. September hielt die EZB 109,1 Mrd. EUR an Unternehmensanleihen. Knapp 15 Prozent davon wurden im Primärmarkt, der Rest im Sekundärmarkt erworben. Um die Auswirkung auf die iBoxx-Spreads einzuschätzen, vergleichen wir in der Grafik unten den Index mit den jeweiligen CDS-Spreads aus Europa und USA. CDS-Spreads sollten in diesem Vergleich eher fundamentale Faktoren abbilden, während die "Marktverzerrung" durch die EZB-Nachfrage in erster Linie auf den Cash-Bond Index wirkt.
Diese Wirkung ist unmittelbar sichtbar, insbesondere zu den Ankündigungszeitpunkten der Einführung und Verlängerung des Programms: Von März bis Juni 2016 eine Einengung von ca. 30 bp bei weitgehend unveränderten CDS-Werten. Ähnlich von Dezember 2016 bis März 2017 mit 20 bp Einengung im iBoxx und kaum Veränderung in den europäischen CDS. Die EZB schreibt selbst, dass mit dem CSPP das Niveau der Spreads niedrig gehalten und Schocks besser absorbiert wurden.
Unsere Grafik zeigt jedoch ebenfalls, dass einige Monate im Anschluss an die CSPP- Ankündigungen die Cash- und CDS-Indizes wieder konvergierten und sich z.T. sogar auf gleichem Niveau bewegten. Wir bezweifeln daher, dass eine Ankündigung des "Tapering", also des gestuften Ausstiegs aus dem Programm, zu signifikanten Spreadausweitungen im Sinne eines Marktschocks führen würde. Zumal die EZB bereits gekaufte Anleihen nicht an den Markt gibt, sondern hält und ggfs. sogar nach Auslaufen reinvestiert. Wahrscheinlich würde die Zentralbank den Programmausstieg auch an steigende Unternehmensgewinne koppeln, so dass ein leichter Zinsanstieg vom Corporate-Sektor verkraftbar wäre.
Wir sehen im CSPP also keine "gefährliche Geldschwemme" und auch keine katastrophalen Auswirkungen, wenn das Programm ausläuft.
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