Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa tendieren am Montagmittag knapp im Minus. Während sich der Euro kaum verändert bei 1,24 Dollar zeigt, ziehen die Renditen am Anleihemarkt deutlicher an, was für etwas Verunsicherung sorgt. Dass in Deutschland in den kommenden Tagen Warnstreiks erwartet werden, ist der Stimmung für Aktien ebenfalls nicht zuträglich. Von politischer Seite kommen zusätzlich eher leicht negative Impulse: Während in Berlin die Koalitionsverhandlungen zwar begonnen haben, es dabei aber schon wieder erste Probleme zu geben scheint, deuten in Italien Umfragen auf ein politische Patt bei den Wahlen Anfang März hin.
Der DAX liegt am Mittag minimal im Plus bei 13.342 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 notiert ebenfalls kaum verändert bei 3.646 Zählern. Für Zurückhaltung dürfte auch sorgen, dass am Mittwochabend die US-Notenbanker ihre neuesten zinspolitischen Beschlüsse verkünden werden.
Die Renditen der Anleihen ziehen weiter an. Die Rendite 5-jähriger deutscher Staatsanleihen hat am Montag erstmals seit 2015 mit 0,004 Prozent kurzzeitig wieder im positiven Bereich gelegen. Die Zehnjahresrendite beträgt 0,67 Prozent, am Freitag lag sie noch bei 0,63 Prozent. Der Renditeanstieg ist Ausdruck der Erwartung der Anleger steigender Inflationsraten, steigender Zinsen in den USA und einem Auslaufen des Wertpapierkaufprogramms der EZB im September. Alles vor dem Hintergrund einer weltweit robusten Konjunktur.
Nach Ansicht des niederländischen Zentralbankchefs Klaas Knot müssen die Anleihenkäufe der EZB "so schnell wie möglich" aufhören. Ein Ende im September biete die Möglichkeit für eine Zinserhöhung 2019. Knot als "Falke" im EZB-Rat, also als Anhänger einer straffen Geldpolitik.
Der Renditeanstieg drückt auf die zinssensitiven Aktien. So verliert der Sub-Index der Versorger 0,6 Prozent. Tagesverlierer sind bislang die Nahrungsmittelaktien mit einem Minus von 0,8 Prozent.
Dialog und AMS deutlich im Plus
Technologieaktien, sonst auch oft Leidtragende steigender Zinsen, halten sich dagegen gut und legen im Schnitt um 0,6 Prozent zu. Aus dem Sektor gibt es sehr gute Geschäftszahlen vom Apple-Zulieferer AMS. Nach Rekordzahlen und einem starken Ausblick geht es für AMS um 18 Prozent nach oben. Das österreichische Unternehmen bietet Sensorlösungen an und rechnet nun von 2016 bis 2019 mit einem Umsatzwachstum von 60 statt 40 Prozent. Der starke Anstieg beruhe vor allem auf einer Reihe von Wachstumsmöglichkeiten bei Smartphone- und Consumer-Anwendungen, heißt es.
Das sorgt auch für Auftrieb bei anderen Aktien der Branche und bei Apple-Zulieferern wie Dialog Semiconductor, nachdem hier zuletzt Spekulationen über eine schwache Nachfrage nach dem iPhone X eher für Druck gesorgt hatten. Dialog gewinnen 2,7 Prozent an, für STMicro geht es um 3,1 Prozent nach oben.
Erleichterung nach Wirecard-Zahlen
Für Wirecard geht es um 0,9 Prozent aufwärts. Händler sind nach neuen Geschäftszahlen erleichtert, nachdem in der vergangenen Woche wieder einmal ein negativer Analystenbericht den Kurs deutlich gedrückt hatte. Der Umsatz liegt mit 1,49 Milliarden Euro leicht über der Schätzung von 1,47 Milliarden Euro, der operative Gewinn übertraf mit 412 Millionen Euro die Schätzung leicht. Daneben hat das Unternehmen den Ausblick auf das laufende Jahr bestätigt.
Im DAX profitieren VW-Vorzüge mit einem Plus von 1,1 Prozent von einer Kaufempfehlung der Analysten von Bank of America-Merrill Lynch. Sollte sich das Unternehmen, wie an der Börse diskutiert, in den kommenden Jahren aufspalten, sehen die Analysten noch weiteres Aufwärtspotenzial. Der Autosektor insgesamt legt um 0,3 Prozent zu. Dass es in der Branche Abgastests zunächst mit Affen und dann auch Menschen gegeben haben soll, sorgt zwar für Empörung, nicht aber negative Kursreaktionen auf dem Börsenparkett.
ITC-Urteil stützt Airbus
Für die Airbus-Aktie geht es um 1,3 Prozent nach oben. Das Scheitern einer Klage von Boeing gegen Bombardier vor der International Trade Commission (ITC) in den USA ist laut Händlern nicht nur eine gute Nachricht für die Kanadier, sondern auch für Airbus. Die Entscheidung bedeutet, dass das US-Handelsministerium seine Absicht nicht weiter verfolgen kann, Zölle von bis zu 300 Prozent auf Importe der neuen C-Series-Jets von Bombardier in die USA zu erheben. Bombardier reagierten am Freitag bereits mit einem Plus von 15 Prozent. Airbus hält die Mehrheit an dem C-Series-Projekt.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.645,83 -0,04 -1,58 4,05 Stoxx-50 3.251,87 -0,22 -7,18 2,33 DAX 13.336,21 -0,03 -3,96 3,24 MDAX 27.041,66 0,06 15,72 3,21 TecDAX 2.679,67 0,52 13,94 5,96 SDAX 12.520,79 -0,49 -61,58 5,33 FTSE 7.682,76 0,22 17,22 -0,29 CAC 5.533,15 0,07 4,00 4,15 Bund-Future 159,13 -0,67 -1,64 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:22 Fr, 17.10 % YTD EUR/USD 1,2396 -0,16% EUR/USD 1,2424 +3,2% EUR/JPY 134,74 -0,13% EUR/JPY 135,00 -0,4% EUR/CHF 1,1598 -0,01% EUR/CHF 1,1624 -1,0% EUR/GBP 0,8811 +0,36% EUR/GBP 1,1414 -0,9% USD/JPY 108,68 +0,01% USD/JPY 108,65 -3,5% GBP/USD 1,4070 -0,51% GBP/USD 1,4182 +4,1% Bitcoin Bitcoin BTC/USD 10.914,89 -5,01% BTC/USD 11.204,00 -24,01 ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 65,89 66,14 -0,4% -0,25 +9,0% Brent/ICE 70,00 70,52 -0,7% -0,52 +5,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.346,28 1.349,58 -0,2% -3,30 +3,3% Silber (Spot) 17,34 17,41 -0,4% -0,07 +2,4% Platin (Spot) 1.011,95 1.011,30 +0,1% +0,65 +8,9% Kupfer-Future 3,22 3,19 +1,0% +0,03 -2,3% ===
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January 29, 2018 07:11 ET (12:11 GMT)
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