Von Stefanie Haxel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Lufthansa geht davon aus, nach einem Marktaustritt von Air Berlin kräftig wachsen zu können - unabhängig davon, ob sie mit ihrem Angebot für Teile des insolventen Unternehmens Erfolg hat oder nicht. Das Wachstumspotenzial bezifferte Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr inklusive der bereits im Rahmen eines sogenannten "Wet Lease" übernommenen Air-Berlin-Maschinen auf bis zu fast 80 Flugzeuge. Für die Langstrecke von Air Berlin habe die Lufthansa keine Offerte abgegeben.
Die 38 Maschinen, die die Lufthansa im Rahmen der Wet-Lease-Kooperation von Air Berlin inklusive Crews angemietet hat und die fast alle für die Tochter Eurowings fliegen, seien bereits "mehr oder weniger voll gebucht", sagte Spohr am Mittwochabend in Frankfurt. Darüber hinaus "haben wir uns vorgestellt, dass wir durch den Marktaustritt eines Wettbewerbers um weitere 20 bis 40 Flugzeuge wachsen können." Viel mehr sei kartellrechtlich vermutlich gar nicht machbar, dies sei nach Einschätzung seines Unternehmens die Obergrenze.
Dieses Wachstum werde die Deutsche Lufthansa in jedem Fall erreichen, auch wenn jemand anders bei Air Berlin zum Zuge komme.
"Ob diese 20 bis 40 Flugzeuge organisches Wachstum bei der Eurowings sein werden oder durch den Deal, die Transaktion die ansteht mit Air Berlin zustande kommen werden, wird sich die nächsten Tage zeigen", sagte Spohr.
Die Maschinen aus dem Wet Lease gehören laut Spohr inzwischen zum Großteil schon zu seinem Konzern. Denn die Flugzeuge waren von Air Berlin selbst nur geleast und weitervermietet worden. Nach der Insolvenz sprang die Lufthansa als Leasingpartner ein.
"Das sind Flugzeuge, die uns heute schon zum Großteil gehören und auch von uns geleast sind, das sind 38 Flugzeuge die in unseren Eurowings-Farben unterwegs sind mit Eurowings-Passagieren, Eurowings-Marktanteilen und auch Eurowings-Slots", sagte Spohr. "Das wird oft in der Diskussion vergessen, von den 144 Flugzeugen (von Air Berlin) sind 38 auch was kartellrechtliche Marktanteile und so angeht schon bei uns."
Auch auf der Langstrecke sieht Spohr Wachstumspotenzial, das die Lufthansa aber aus eigener Kraft mit ihren eigenen Konzernairlines stemmen wolle. Für die Langstrecke von Air Berlin habe die Lufthansa deshalb keine Offerte abgegeben.
Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem Großaktionär Etihad Airways den Geldhahn zugedreht und weiteren Finanzhilfen eine Absage erteilte. Die Bundesregierung stützt die Airline nun mit einem Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro für drei Monate, damit die Airline weiter Passagiere, die ihre Tickets bereits gekauft haben, befördern kann.
Am Freitag endete die Frist für verbindliche Kaufangebote für Unternehmensteile oder die gesamte Airline. Für die Entscheidung, wer für was den Zuschlag erhält, lässt sich der Gläubigerausschuss der Fluggesellschaft aber noch Zeit bis nach der Bundestagswahl.
Air Berlin dürfte dabei zerschlagen werden. Zu den Bietern gehört auch Ex-Formel-1-Champion Niki Lauda, der seine Airline zurück will, die er 2011 an Air Berlin verkauft hatte und sich dafür mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Tochter Condor zusammengetan hat. Auch der britische Billigflieger Easyjet käme gerne bei der Aufteilung des insolventen Unternehmens zum Zuge. Von bis zu 40 Flugzeugen war immer wieder die Rede. Zu den anderen interessierten Bietern werden immer wieder der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Utz Claassen sowie andere Unternehmen genannt.
Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com
DJG/sha/kla
(END) Dow Jones Newswires
September 21, 2017 03:16 ET (07:16 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.