Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) für Bankenaufsicht zuständige Direktorin Sabine Lautenschläger hat vor zu detaillierten Regeln für die Banken gewarnt. In einer Rede in Basel sagte Lautenschläger laut dem auf der EZB-Website veröffentlichten Redetext, solche Regeln seien teuer für die Banken, könnten leicht umgangen werden und engten zudem die Bankaufseher selbst zu sehr ein. Die Kritik bezieht sich offenbar auf Vorschläge der EU-Kommission zur Reform des Regelwerks CRD4.
"Wenn wir versuchen, jede Möglichkeit zu bedenken, dann wird das Regelwerk irgendwann zu detailliert, zu groß und zu komplex. Von da an macht es den Bankensektor nicht mehr sicherer, sondern schafft neue Probleme", sagte Lautenschläger. Sie warnte, dass ein zu komplexes Regelwerk erstens regulatorische Arbitrage fördere, dass zweitens mit der Zahl der Regeln die Zahl der möglichen Wechselwirkungen überproportional zunehme, und dass drittens ein dickes Regelwerk Kosten verursache, die seinen Nutzen überstiegen.
"Anstatt auf übertrieben detaillierte Regeln, sollten wir besser auf starke Basisregeln setzen, die den Aufsehern gewisse Spielräume lassen", sagte die EZB-Direktorin. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einer Reform der Eigenkapitalrichtlinie CRR/CRD4, zu der es auch schon Konsultationen mit dem Europaparlament gegeben hat.
Lautenschläger formulierte ihre Kritik an diesen Vorschlägen nicht detailliert. Kritisch dürfte die EZB aber sehen, dass der Umgang mit den Kapitalanforderungen der so genannten Säule 2 in einer Weise geändert werden soll, die den gerade erst aufgesetzten Aufsichtsprozess SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) unterminieren würde.
Damit würden die Möglichkeiten der EZB eingeschränkt, den Banken nach eigenem Ermessen Eigenkapital- oder andere Auflagen zu machen. Die Banken des Euroraums haben den SREP-Prozess wiederholt als schwer durchschaubar kritisiert.
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September 18, 2017 11:37 ET (15:37 GMT)
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