BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Die großen Rückversicherer sehen nach den
jüngsten Hurrikan-Schäden einen Preisanstieg im Katastrophengeschäft
in greifbarer Nähe. "2017 wird nach 2005 und 2011 wohl das dritte
Jahr, in dem die versicherten Schäden durch Naturkatastrophen die
Marke von 100 Milliarden US-Dollar überschreiten", sagte Hermann
Pohlchristoph, Vorstandsmitglied beim weltgrößten Rückversicherer
Munich Re
In der Branche kursieren Berechnungen, denen zufolge die Hurrikans "Harvey", "Irma" und "Maria" die Versicherer insgesamt um die 100 Milliarden US-Dollar kosten dürften. Pohlchristoph machte den Rückversicherern daher Hoffnung auf eine Preiswende auch in anderen Teilen der Welt. "Rückversicherung ist ein globales Geschäft, auch wenn die Schäden regional sind", sagte er. "Die Auswirkungen dürften daher auch global sein." So sollten die Hurrikan-Schäden aus den USA die Preise in der Katastrophen-Rückversicherung auch in Europa nach oben treiben, schätzt er.
Hannover-Rück-Vorstand Michael Pickel hält dies hingegen für unwahrscheinlich. "Warum sollte ein Versicherer, der gar kein US-Geschäft hat, für die Rückversicherung von Katastrophenschäden in Europa mehr bezahlen als bislang?", sagte der Deutschlandchef des weltweit drittgrößten Rückversicherers. Bisher sei nicht zu erwarten, dass die Katastrophenschäden die Kapitalbasis der Branche angriffen. Solange dies nicht passiere und das Angebot an Rückversicherungsschutz nicht schrumpfe, sei mit einem Prämienanstieg auf breiter Front nicht zu rechnen.
So geht die Hannover Rück
Rückversicherer übernehmen Teile der Risiken von Erstversicherern
wie Allianz
Die Preise im Rückversicherungsgeschäft sind in den vergangenen Jahren kräftig gefallen. So sank das Prämienniveau im US-Katastrophengeschäft um bis zu 50 Prozent. Das lag sowohl an den jahrelang vergleichsweise geringen Schäden als auch an einem Überangebot an Rückversicherungsschutz, das durch eine Kapitalschwemme in der Branche und den Boom von Katastrophenanleihen angetrieben wurde.
Derweil will sich die Munich Re von den jüngsten Hurrikan-Schäden in den USA und der Karibik nicht schrecken lassen. "Unser Risikoappetit wird sich nicht verändern, weder weltweit noch bei den US-Hurrikan-Risiken", sagte Vorstandsmitglied Pohlchristoph. Wie teuer "Harvey", "Irma" und "Maria" die Munich Re zu stehen kommen, wollte der Manager noch nicht beziffern. "Alle bisherigen Schätzungen sind sehr vorläufig und sollten mit Vorsicht genossen werden."
Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re
Die Munich Re hat bisher keine eigenen Schätzungen veröffentlicht, aber ihr Gewinnziel von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro für 2017 in Frage gestellt. Auch die Hannover Rück bisher hat lediglich ihr Gewinnziel von über eine Milliarde Euro in Zweifel gezogen./stw/oca
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AXC0183 2017-10-23/15:12