FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. Januar 2018. Der starke Euro scheint dem DAX nichts mehr auszumachen, der Index ist wieder im Rallye-Modus. Der US-Shutdown interessiert hierzulande wenig.
Berichtssaison, Konjunkturdaten, Notenbanktreffen - angesichts zahlreicher wichtiger Termine rechnen Börsianer mit höheren Schwankungen in den kommenden Tagen. Aufgrund des Haushaltsstreits beginnt die Woche in den USA zudem mit einem "Shutdown": Ämter und Behörden bleiben heute geschlossen, ebenso bundeseigene Museen und Freizeiteinrichtungen.
Dennoch herrscht überwiegend Optimismus. Am Freitag war der DAX wieder über die Marke von 13.400 Punkten geklettert und schloss die Woche bei 13.434; am Montagmorgen sind es 13.440 Zähler. Das Allzeithoch vom November von 13.525,56 Zählern rückt damit immer näher. MDAX und SDAX erzielten bereits neue Rekordhöchststände, der TecDAX immerhin den höchsten Stand seit 2001. Dabei zeigte sich der Euro weiter stark. Der Dow Jones erreichte Mitte der Woche ein neues Allzeithoch von 26.153,42 und schloss am Freitag bei 26.071 Punkte; S&P 500 und Nasdaq schafften zum Wochenschluss neue Rekorde.
Kein rasanter Zinsanstieg Laut Robert Greil von Merck Finck stehen die Finanzmärkte vor der bisher ereignisreichsten Woche in diesem Jahr: "Die US-Quartalszahlensaison gewinnt an Fahrt, und in Europa läuft sie am Donnerstag mit LVMH an." Zugleich rückten mit den Sitzungen der Bank of Japan am Dienstag und der EZB am Donnerstag auch die Notenbanken wieder in den Fokus. "Die Vielzahl an wichtigen Zahlen sowie die Zentralbanksitzungen bergen einiges Potential für wieder mehr Volatilität an den Finanzmärkten."
Zum Euro-Anstieg haben auch Spekulationen auf eine frühe Zinserhöhung der EZB beigetragen, wie Michael Schubert von der Commerzbank erläutert. "Wir halten solche Zinsspekulationen für überzogen." Zwar werde die EZB voraussichtlich tatsächlich demnächst ihre Forward Guidance ändern und die Aufmerksamkeit nicht mehr so stark auf ihr Anleihekaufprogramm richten. "Aber sie dürfte kaum von ihrer Absicht abrücken, die Leitzinsen erst weit nach dem Ende des Anleihekaufprogramms anzuheben, so dass vor der Jahresmitte 2019 mit keinem Zinsschritt zu rechnen ist."
Pessimismus fehl am Platz
Was die beginnende Berichtssaison über das vierte Quartal 2017 angeht, erwartet die Commerzbank sehr solide Gewinnausweise, auch wenn diese partiell durch Sonderabschreibungen als Vorbereitung auf die US-Steuerreform überschattet würden. "In Summe sollte dies die Aktien auf dem spürbar erhöhten Niveau der letzten Wochen stützen", meint Chefanlagestratege Chris-Oliver Schickentanz. Auch Robert Halver von der Baader Bank zeigt sich optimistisch: "Insgesamt sind Zweifel an Aktien, die zu nachhaltigen Gewinnmitnahmen animieren oder sogar einen Crash nahelegen, nicht gerechtfertigt." Weder werde der Euro zu einer "Starkwährung", noch würden wirklich höhere Anleiherenditen Aktien ernsthaft Konkurrenz machen.
Charttechnik macht Mut
Auch das technische Bild sieht derzeit gut aus: "Das mittlerweile siebenmalige Abwehren eines drohenden Gap-Closings bei 13.168 stützt den DAX auch zum heutigen Wochenauftakt", meint Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel. Das Allzeithoch bleibe im erweiterten Blickfeld, die Markttechnik zeige sich nach wie vor stabil und gebe dazu berechtigte Hoffnung. "Die Slow-Stochastik hat sich wieder abgekühlt, und der MACD verweist auf einen intakten Aufwärtsmodus." Zudem leiste die inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation ihren Beitrag. Das sich daraus ergebende kurz- bis mittelfristige Kursziel liegt Utschneider zufolge bei knapp 13.700 Punkten. Übergeordnet sei ohnehin weiter alles "im Lot".
Laut Christoph Geyer von der Commerzbank hat der DAX zum Wochenschluss wieder einmal eine bemerkenswerte Bewegung vollzogen. "Der Ausbruch über das Top von Dezember und Anfang Januar erfolgte dynamisch mit leicht anziehenden Umsätzen", erläutert der Charttechniker. Der MACD-Indikator sei an seiner Trigger-Linie nach oben abgeprallt und habe damit ein Kaufsignal generiert. Damit sei das Verkaufssignal beim Stochastikindikator von vor einigen Wochen negiert worden. "Jetzt stellt sich die Frage, ob die Kraft ausreicht, das Top vom November und anschließend ein neues Rekordhoch zu erreichen. Die aktuelle Lage und die zyklische Erwartung lassen jedenfalls darauf schließen."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Dienstag, 23. Januar
Davos: Beginn des World Economic Forum (bis 26. Januar)
Mittwoch, 24. Januar
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Januar. Im Euroraum werden die Einkaufsmanagerindizes der Commerzbank zufolge wohl zeigen, dass auch der festere Euro und die gestiegenen Rohölpreise die Stimmung in der Wirtschaft nicht trüben können. Die Analysten gehen daher davon aus, dass die Indizes in der Nähe ihrer historischen Hochstände verharren werden.
Donnerstag, 25. Januar
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Januar. Die DekaBank weist darauf hin, dass seit dem Spätsommer letzten Jahres die Konjunkturindikatoren in Europa und weltweit immer wieder die Erwartungen übertroffen haben. Lange Lieferzeiten, schwierige Personalsuche und enger werdende Produktionskapazitäten zeigten, wie viel "Druck im Kessel" der deutschen Volkswirtschaft herrsche. Die Analysten erwarten daher im Januar eine Seitwärtsbewegung des ifo-Geschäftsklimas auf dem erreichten hohen Niveau.
13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Treffen mit anschließender Pressekonferenz.
Freitag, 26. Januar
14.30 Uhr. USA: BIP 4. Quartal. Die US-Wirtschaft hat sich laut DekaBank auch im Schlussquartal 2017 gut entwickelt, die Analysten rechnen mit einem BIP-Wachstum von annualisiert 3 Prozent.
von: Anna-Maria Borse 22. Januar 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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