
Von Christian Grimm
BERLIN/HELSINKI (Dow Jones)--Der Energieversorger Uniper will mit Hilfe der finnischen Öffentlichkeit die Übernahme durch den staatlichen Konkurrenten Fortum doch noch verhindern. "Warum fragt Finnland nicht, warum Fortum ein zweimal so großes Unternehmen kaufen will, das nicht zu ihrer Strategie passt?", fragte Uniper-Chef Klaus Schäfer im Interview mit der großen finnischen Zeitung Helsingin Sanomat.
Fortum gehört zu 51 Prozent dem finnischen Staat und hat ein Angebot zur Übernahme Unipers vorgelegt. Das Staatsunternehmen produziert mit Atom und Wasserkraftwerken größtenteils CO2 frei und hat sich öffentlich dem Kampf gegen die Erderwärmung verschrieben. Konzernchef Pekka Lundmark warnt immer wieder vor den Folgen des Klimawandels und drängt bei der Senkung des Treibhausgasausstoßes zur Eile.
Uniper passt nur bedingt zur Fortum
Unter diesem Fokus passt sein Einstieg in Deutschland nicht zum Konzept. Uniper betreibt eine große Flotte von Kohle- und Gaskraftwerken und stößt pro Jahr 73 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Fortum kommt nur auf 19 Millionen Tonnen. Mit dem Bau des kohlebefeuerten Großkraftwerks in Datteln im nördlichen Ruhrgebiet erweitert Uniper sogar seinen Kraftwerkspark.
Schäfer warf in dem Interview auch die Frage auf, was die Finnen gerade jetzt mit einer deutschen Kraftwerkstochter anstellen wollten, da doch die wahrscheinlichen Jamaika-Koalitionäre auch über den Kohleausstieg reden werden. "Warum will Fortum bei all den Risiken der Energiepolitik nach Deutschland, in ein Land, das neu für sie ist?", fragte er.
Lundmark und Eon sind sich einig
Fortum-Chef Lundmark will Anfang nächsten Jahres die verblieben 47-Prozent der Uniper-Mutter Eon kaufen und dafür knapp 4 Milliarden Euro überweisen. Noch im Sommer wollte er die Düsseldorfer komplett schlucken, was das Management aber ablehnte. Schäfer wertet das neue Angebot als feindlichen Vorstoß und versucht mit allen Mitteln, unabhängig zu bleiben. Sein Problem ist, dass die Konzernmutter Eon den festen Willen hat, den Verkauf durchzuziehen.
Der Uniper-Vorstandsvorsitzende befürchtet, dass Fortum nur an seinem Geschäft in Russland und Nordeuropa interessiert ist und die Kraftwerkssparte und den Gashandel später weiterverkauft. Das Unternehmen würde zerschlagen und Fortum könnte damit einen Teil des hohen Kaufpreises wieder einspielen.
Der Stromversorger aus dem hohen Norden verspricht hingegen, alle Stellen zu erhalten und die Konzernzentrale in Düsseldorf zu belassen.
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October 06, 2017 07:20 ET (11:20 GMT)
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