Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Unmittelbar nach der Verkündung der sinkenden Ökostromumlage warnt die deutsche Wirtschaft bereits wieder vor höheren Kosten der Energiewende. "Die minimal gesunkene EEG-Umlage verschafft uns nur eine kurze Atempause: 2019 müssen wir mit einer deutlichen Steigerung der EEG-Umlage rechnen - auf dann circa 7,5 Cent je Kilowattstunde", mahnte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer.
Am Morgen hatten die Übertragungsnetzbetreiber mitgeteilt, dass ab kommendem Jahr die EEG- oder Ökostromumlage zum Ausbau von Windrädern und Solaranlagen von 6,88 auf 6,79 Cent je Kilowattstunde fällt. Das entspricht einem Rückgang um 1,3 Prozent. Privathaushalte und Unternehmen entlastet das kaum.
Der DIHK beklagte erneut die hohen Energiekosten, die die heimischen Betriebe zu schultern hätten. "Seit 2010 sind die durchschnittlichen Industriestrompreise bereits um rund 40 Prozent von 12 auf 17 Cent/kWh gestiegen. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht", monierte Schweitzer.
Er verlangte daher, die 7 Milliarden Euro Einnahmen aus der Stromsteuer einzusetzen und damit Wirtschaft und Haushalte zu entlasten, indem mit dem Geld die Ökostromförderung um 2 Cent je Kilowattstunde gedrückt werden könnte.
Der Verband der chemische Industrie (VCI) sprach sich dafür aus, die EEG-Umlage abzuschaffen und den Ausbau der Erneuerbaren aus Steuermitteln zu bezahlen. "Wir brauchen einen Systemwechsel bei der Finanzierung erneuerbarer Energien", sagte VCI-Chef Utz Tillmann.
Großverbraucher, wie zum Beispiel Chemiewerke und Stahlhütten, sind von der EEG-Umlage befreit. Die Industrie wird dadurch pro Jahr um 5 Milliarden Euro entlastet.
In den vergangenen Jahren war die EEG-Umlage meist deutlich gestiegen und hatte eine Kostendebatte über die Energiewende ausgelöst. Die Rechnung für den grünen Strom summierte sich vergangenes Jahr für ganz Deutschland auf rund 25 Milliarden Euro. Die Experten von dem Forschungsinstitut Agora Energiewende erwarten, dass die Ökostromförderung ab Anfang kommenden Jahrzehnts günstiger wird. Nach und nach werde sich dann den Fachleuten zufolge die Senkung der Einspeisevergütungen bemerkbar machen, die durch die Einführung der Auktionen für Ökostromanlagen erreicht wurde.
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October 16, 2017 06:48 ET (10:48 GMT)
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