
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem erneuten Dax-Rekord
"Eine starke Bilanzsaison, solide Konjunkturdaten und eine
vorsichtige Europäische Zentralbank (EZB) - alles deutet auf eine
Fortsetzung der Rally im Dax hin", erklärte Marktanalyst Milan
Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Zudem dürfte sich der Druck auf
den Euro
Ebenfalls optimistisch ist Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets: "Es könnte jetzt schnell weiter nach oben gehen, denn das Umfeld stimmt. Nicht zu vergessen die Aussicht auf eine baldige Steuerreform in den USA, die die Wall Street auch in immer neue Höhen treibt."
Nachdem die EZB am Donnerstag eine Halbierung ihrer monatlichen Anleihekäufe und gleichzeitig eine Verlängerung des Kaufprogramms angekündigt hatte, war die Gemeinschaftswährung deutlich abgerutscht. Dies kommt den hiesigen Exportunternehmen tendenziell zugute, da es ihre Produkte für Käufer außerhalb der Eurozone verbilligt.
Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank verwies zudem
darauf, dass bereits ein Fünftel der Unternehmen aus dem
marktbreiten US-Index S&P 500
Allerdings preisten der Dax und andere wichtige Aktienindizes
bereits gute Unternehmenszahlen ein, wobei aus dem deutschen
Leitindex erst wenige Quartalsberichte vorlägen, gab Sonnenschein zu
bedenken. Er erinnerte an die deutlichen Kursgewinne seit
Jahresbeginn sowohl für den Dax als auch für den Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50
Zumindest kurzfristig pessimistisch für einen weiteren Dax-Anstieg ist auch Chartexperte Christian Schmidt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Mit den 13 249 Punkten, die der wichtigste deutsche Aktienindex vor dem Wochenende erreicht hat, notiere er knapp unter einer Marke, die im ersten Anlauf schwierig zu überwinden sein dürfte.
"Wir erleben derzeit einen der längsten Konjunktur- und Aktienmarktaufschwünge der Wirtschaftsgeschichte", schrieb DZ-Analyst Bissinger. Viele Anleger hielten nun eine Krise für überfällig, und die Märkte zeigten Merkmale einer typischen Hausse-Endphase wie die zahlreichen Fusionen und Übernahmen sowie hohe Bewertungen amerikanischer Technologietitel.
Aber dennoch blieben die Rahmenbedingungen gut, betonte Bissinger. Frühindikatoren deuteten auf eine erfreuliche Konjunkturentwicklung und damit steigende Unternehmensgewinne hin. Gleichzeitig dürften "die Notenbanken die expansive Geldpolitik nur langsam zurückfahren, so dass die Alternativen zu Aktien gering bleiben".
Zu Beginn dieser Woche dürfte das Geschehen am deutschen
Aktienmarkt noch übersichtlich bleiben: Mit dem
Großküchengeräte-Hersteller Rational
Ebenfalls am Dienstag steht der Zinsentscheid der Bank of Japan an. Zur Wochenmitte zieht die US-Notenbank Fed nach. Volkswirt Lucas Kramer von der Postbank rechnet allerdings nicht mit wegweisenden Entscheidungen, nachdem Amerikas Währungshüter erst im Oktober den Abbau ihrer Bilanzsumme eingeleitet hätten - eine weitere Zinsanhebung sei erst im Dezember zu erwarten. Dagegen dürfte die Bank of England bereits auf ihrer Sitzung am Donnerstag ihre Geldpolitik straffen, so Kramer weiter.
Unterdessen will US-Präsident Donald Trump in dieser Woche bekanntgeben, wen er als künftigen Chef der US-Zentralbank nominiert. "Die Menschen erwarten bange meine Entscheidung", sagte Trump am vergangenen Freitag in einem Instagram-Video. Er werde es zu "irgendeinem Zeitpunkt" in dieser Woche verkünden.
Als Top-Anwärter gilt Notenbankdirektor Jerome Powell, der bereits seit 2012 der Fed-Führung angehört. Trump hatte den Kreis der Kandidaten zuletzt auf Powell sowie den Ökonomen John Taylor und die derzeitige Fed-Chefin Janet Yellen eingegrenzt, deren vierjährige Amtszeit im Februar endet. Der Senat muss Trumps Wahl noch bestätigen.
Mehr Dynamik auf der Unternehmensseite ist erst am Donnerstag zu
erwarten, wenn mit dem Medizinkonzern Fresenius
Vor dem Wochenende stehen dann noch die Resultate des
Spezialchemiekonzerns Evonik
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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AXC0027 2017-10-30/05:50