Anlässlich des Börsengangs der Mynaric AG sprachen die GBC-Analysten Marcel Goldmann und Cosmin Filker mit Dr. Wolfram Peschko, dem Vorstandsvorsitzenden der Mynaric AG.
GBC: Die Menge an Daten, die weltweit über Kommunikationsnetze übertragen wird, ist in den letzten Jahren rasant angestiegen. Was waren hierfür die Gründe und mit welcher Entwicklung rechnen Sie für die Zukunft?
Dr. Peschko: Die fortschreitende Digitalisierung hat viele Gesichter: Internet der Dinge (IoT), Industrie 4.0, selbstfahrende Autos und Künstliche Intelligenz, aber auch diverse Endkundenanwendungen wie Augmented Reality. Fast alle heiß gehandelten Wachstumsmärkte erfordern eine schnelle und vor allem allgegenwärtige Anbindung an das Internet. Hierdurch steigt die Anzahl der Internetnutzer und der mit dem Internet verbundenen Geräte kontinuierlich an. Schon heute sind mehr als 17 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden. Bis 2021 werden über 27 Milliarden verbundene Geräte erwartet. Gleichzeitig steigt der Datenbedarf pro Nutzer bzw. Gerät. Wir rechnen mit einer Verdreifachung der globalen Datenflut bis 2021.
GBC: Sind die traditionellen Kommunikationsnetze in der Lage, die aktuellen sowie zukünftigen Datenmengen entsprechend den Anforderungen der Nutzer vernünftig zu handeln und welche unterstützende Rolle kann Mynaric hierbei einnehmen?
Dr. Peschko: Die heutige Infrastruktur besteht hauptsächlich aus internationalen Glasfasernetzwerken auf dem Boden. Diese kommen zunehmend an ihre logistischen und wirtschaftlichen Grenzen - insbesondere in dünn besiedelten und abgelegenen Regionen. Unsere Kunden und diverse internationale Konzerne wie Facebook, Google, SpaceX und OneWeb möchten ein "Internet über den Wolken" aufbauen, um genau diese Regionen wirtschaftlich mit Breitbandanbindung zu versorgen. Solche Unternehmen sehen Laserkommunikation als Schlüsseltechnologie zum Aufbau der Datenautobahnen zwischen den vielen hundert bis tausend Höhenplattformen, Drohnen und Satelliten, die quasi das Rückgrat dieser Datennetzwerke über den Wolken darstellen. Mynaric bietet diese Schlüsseltechnologie in Form von erprobten Produkten an.
GBC: Worin unterscheidet sich die Laserkommunikationstechnik von bestehenden Anbietern oder traditionellen Systemen im Vergleich zu der eingesetzten Technologie von Mynaric (USP)?
Dr. Peschko: Laserkommunikation ist vor allem für diese Datenautobahnen, sogenannte Backbone-Verbindungen, geeignet. Laserverbindungen erzielen hier deutlich höhere Datenraten, als dies über Funksysteme möglich wäre. Der aktuelle Weltrekord in Sachen Laserkommunikation hat bereits die Schallmauer von 1,000 Gbps geknackt und auch hier ist noch lange nicht Schluss. Die Laserkommunikation ist zudem praktisch nicht abhörbar, da der Strahl sehr gebündelt ist. Lizenzen zur Verwendung der Technologie werden im Gegensatz zum Funk außerdem nicht benötigt. Im Vergleich zu anderen Anbietern von Laserkommunikation verstehen wir uns als Serienfertiger von Produkten, die zu den wirtschaftlichen Geschäftsmodellen unserer Kunden passen. Wir denken in industriellen Maßstäben und Stückzahlen im drei bis vierstelligen Bereich.
GBC: Ihr Unternehmen ist dabei mit seiner Technik einen völlig neuen Markt zu erschaffen. Wie hoch schätzen Sie das Marktpotenzial bei einer erfolgreichen Etablierung Ihrer Technologie ein?
Dr. Peschko: Zunächst: Es sind nicht wir als Einzelkämpfer, die diesen Markt formen. Vielmehr haben unsere Kunden und diverse ...
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