FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, Jan Hatzius, schaut mit Zuversicht auf die Entwicklung der Weltwirtschaft im kommenden Jahr. "Die Fortschritte an den Arbeitsmärkten weltweit seien beeindruckend", sagte Hatzius am Montagabend in Frankfurt. Die Arbeitslosigkeit in den entwickelten Ländern sei im Durchschnitt unter sechs Prozent gerutscht und sei damit fast so niedrig wie vor der Finanzkrise im Jahr 2008. Das Weltwirtschaftswachstum dürfte laut Hatzius in 2018 bei knapp vier Prozent liegen. Es könnte sogar noch höher ausfallen.
"Mit einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent hat die US-Wirtschaft quasi Vollbeschäftigung erreicht", sagte der Ökonom. Die US-Notenbank werde daher ihre Leitzinsen in den nächsten beiden Jahren schrittweise anheben. "Die US-Notenbank will einen weiteren Rückgang der Quote und eine Überhitzung der Wirtschaft verhindern", sagte Hatzius.
Derzeit liegt der Leitzins der Fed in einer Spanne von 1,00 bis 1,25 Prozent. Die Fed werde in den kommenden beiden Jahren ihren Leitzins jeweils vier mal um 0,25 Prozentpunkte anheben. Der Leitzins sollte bis Ende 2019 auf eine Spanne von 3,25 bis 3,50 Punkten ansteigen. Eine Leitzinserhöhung in diesem Dezember gilt an den Finanzmärkten als ziemlich sicher. Hatzius erwartet, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA etwas abschwächen wird.
In der Eurozone dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) jedoch deutlich vorsichtiger vorgehen, so Hatzius. Auch in der Eurozone habe sich die Lage am Arbeitsmarkt deutlich verbessert. Mit einer Arbeitslosenquote knapp neun Prozent sei die Eurozone noch weit von der Vollbeschäftigung entfernt. Die EZB dürfte daher ihr Anleihekaufprogramm sogar noch bis Ende 2018 verlängern, erwartet der Ökonom. Im Oktober hatte die Notenbank beschlossen, ihre Anleihekäufe ab Januar 2018 auf dreißig Milliarden Euro zu halbieren und diese bis September 2018 fortzusetzen. Die erste Leitzinserhöhung durch die EZB erwartet Hatzius erst im Herbst 2019./jsl/jkr/oca
AXC0178 2017-11-14/13:16