FRANKFURT (dpa-AFX) - Der steigende Eurokurs hat am Dienstag den
Erholungsversuch am deutschen Aktienmarkt abgewürgt. Die Anleger
scheuten wieder das Risiko und zogen sich an die Seitenlinie zurück.
Der Dax , der anfangs noch positiv auf das starke
Wirtschaftswachstum in Deutschland reagiert hatte, gab am Schluss um
0,31 Prozent auf 13 033,48 Punkte nach. Eine starke
Gemeinschaftswährung kann Exporte außerhalb der Eurozone erschweren.
Der MDax der mittelgroßen Werte stieg dagegen um
0,29 Prozent auf 26 358,85 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax
gewann 0,86 Prozent auf 2491,48 Punkte. Der
europäische Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,51
Prozent.
Im Minus schloss am Dienstag auch der französische Leitindex CAC
40 . Der britische FTSE 100 ging kaum
verändert aus dem Handel. Der New Yorker Leitindex Dow Jones
Industrial gab zum Börsenschluss in Europa leicht
nach.
Dass Deutschland als größte Volkswirtschaft der Eurozone weiter
"unter Volldampf steht", wie es der Volkswirt Stefan Kipar von der
BayernLB mit Blick auf die positive Überraschung beim deutschen
Bruttoinlandsprodukt formulierte, hatte den Eurokurs deutlich über
1,17 US-Dollar getrieben. Zuletzt wurde lag er bei 1,1773 Dollar, so
hoch wie seit mehr als zwei Wochen nicht mehr.
"Der Euro ist heute der Stimmungskiller", schrieb Marktanalyst
Jochen Stanzl von CMC Markets kurz vor Handelsschluss. Mittlerweile
hat das deutsche Börsenbarometer vier Handelstage mit Verlusten von
rund 350 Punkten hinter sich. Die Zahl der Experten, die vor
wachsenden Risiken warnen, nimmt zu - zumal der Dax die
psychologisch wichtige Marke von 13 000 Punkten inzwischen mehrfach
getestet hat.
Unter den Einzelwerten standen im Dax mit Henkel ,
Infineon und RWE noch drei Nachzügler
der Berichtssaison im Fokus. Deutlich mehr Geschäftsberichte gab es
von den Unternehmen aus den Nebenwerte-Indizes.
Während Infineon-Papiere die Dax-Spitze mit plus 2,66 Prozent
einnahmen, zählten die Vorzugsaktien von Henkel zu den großen
Verlierern des Tages mit einem Abschlag von 4,26 Prozent. Der
Chiphersteller aus München hatte zwar über ein durchwachsenes
viertes Geschäftsquartal berichtet, doch der Ausblick auf das
angelaufene Geschäftsjahr 2017/18 kam am Markt gut an. Die Papiere
des Konsumgüter-Herstellers Henkel hingegen litten vor allem
darunter, dass die Sparten Kosmetik und Haushaltsgüter erneut die
Erwartungen verfehlt hatten.
Papiere von RWE gaben nach Neunmonatszahlen um
5,56 Prozent nach. Commerzbank -Analystin Analystin
Tanja Markloff warnte vor Risiken mit Blick auf die deutschen
schadstoffintensiven Braunkohlekraftwerke des Energiekonzerns.
Händler berichteten zudem von Gewinnmitnahmen, nachdem der Kurs im
Verlauf des Jahres stark gestiegen war.
Im TecDax büßten die Nordex -Anteile 3,51 Prozent ein, nachdem die Auftragslage des Herstellers von
Windkraftanlagen im dritten Quartal desaströs gewesen war und daher
die Umsatzprognose gekappt wurde. Mit einem Kursverlust von mehr als
60 Prozent zählen Nordex zu den Top-Verlierern des bisherigen
Aktienjahres 2017.
Für die Aktien von United Internet stiegen
hingegen nach Zahlen um 3,52 Prozent auf ein Rekordhoch. Beim
IT-Dienstleister Compugroup hatte die Deutsche Bank
auf großes Wachstumspotenzial in Verbindung mit der elektronischen
Gesundheitskarte aufmerksam gemacht. Der Compugroup-Kurs schnellte
um 6,05 Prozent nach oben.
Nach schwachen Quartalszahlen vom Vortag verloren Aktien des
Medizintechnik-Herstellers Drägerwerk weitere 5,37
Prozent. Hier hagelte es negative Kommentare von Banken und
Investmenthäusern. Eine Kaufempfehlung von Warburg Research ließ den
Kurs des Staplerherstellers Jungheinrich um 5,24
Prozent kräftig steigen.
Dem kriselnden Industriedienstleister Bilfinger ,
der im Juli die operative Gewinnprognose gekappt hatte, gelang es
dagegen nun, die Anleger dieses Mal zu überzeugen. Zwar hatten
Kosten für den Konzernumbau Bilfinger im dritten Quartal in die
Verlustzone gedrückt, doch im eigentlichen Geschäft war es besser
gelaufen. Die Papiere nahmen mit plus 7,39 Prozent den Spitzenplatz
im SDax ein.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,20 am Montag auf
0,23 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11
Prozent auf 141,35 Punkte. Der Bund Future stieg um 0,21 Prozent auf
162,39 Punkte. Der Eurokurs legte zuletzt auf 1,1773 US-Dollar zu.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf
1,1745 (Montag: 1,1656) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete
damit 0,8514 (0,8579) Euro./bek/he
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
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