Der Markt-Überblick am Abend, zusammengestellt von Dow Jones Newswires
FINANZMARKT USA
Etwas leichter - Nach der Zwischenerholung vom Donnerstag, die den Nasdaq-Composite auf ein neues Rekordhoch geführt hatte, geht es zum Wochenausklang an den US-Börsen wieder ruhiger zu. Gedämpft wird die Stimmung laut Marktteilnehmern von der jüngsten Entwicklung in der Russland-Affäre. Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat Sonderermittler Robert Mueller schon im Oktober die Organisatoren von Präsident Trumps Wahlkampagne unter Strafandrohung aufgefordert, alle Dokumente und Emails vorzulegen, die bestimmte Schlüsselbegriffe enthalten, die Bezug auf Russland nehmen. Dazu kommt, dass mit der Zustimmung des Repräsentantenhauses zum Entwurf für die Steuerreform zwar eine Hürde auf dem Weg zu Steuersenkungen genommen ist, aber noch längst nicht alle Hindernisse beseitigt sind. Der US-Senat muss der Gesetzesvorlage nämlich ebenfalls zustimmen. Überraschend gute Daten zu Baubeginnen und -genehmigungen aus dem Oktober vermögen das Blatt nicht zu wenden. Der Dollar gerät auf breiter Front unter Druck. Der Euro notiert wieder nahe der Marke von 1,18 Dollar. Zur japanischen Währung fällt der Greenback von Kursen um 113 Yen am Vortag auf 112,06 Yen. Der Goldpreis profitiert von dem schwächeren Dollar als Folge der Russland-Affäre und den ungewissen Aussichten der Steuerreform. Der Ölpreis erhält ebenfalls Auftrieb vom schwächeren Dollar. Überdies hat Saudi-Arabien Bereitschaft signalisiert, die Fördermenge erneut zu verringern. Das Barrel der US-Sorte WTI verteuert sich um 2,2 Prozent auf 56,35 Dollar. Brentöl legt mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 62,41 Dollar weniger stark zu. Auch Staatsanleihen sind wieder gefragt. Die Rendite zehnjähriger Titel sinkt um 4 Basispunkte auf 2,34 Prozent. Aktien von 21st Century Fox legen mit Übernahmespekulationen um 4,1 Prozent zu. Aus informierten Kreisen verlautete, dass der Kabelnetzbetreiber Comcast an großen Teilen des Medienkonzerns interessiert sei. Comcast fallen um 1,2 Prozent. Tesla-Aktien zeigen sich 1,8 Prozent höher. Sie profitieren davon, dass CEO Elon Musk neue Fahrzeugmodelle angekündigt hat, darunter auch Lkw. Von diesen hat sich das Transportunternehmen J.B. Hunt Transport Services gleich "mehrere" reserviert. Die Aktie von J.B. Hunt gibt um 1,5 Prozent nach. Foot Locker verteuern sich um gut 22 Prozent, nachdem Umsatz und Gewinn der Sportschuh-Handelskette im dritten Quartal weniger stark als befürchtet gesunken sind. Hibbett Sports machen nach guten Zahlen und einer Ausblickerhöhung einen Sprung um fast 13 Prozent nach oben.
FINANZMÄRKTE EUROPA
Etwas leichter - An den europäischen Börsen setzte sich am Freitag die schlechte Stimmung durch, zumal der Euro wieder zulegte. Auch Fortschritte bei der geplanten US-Steuerreform halfen nicht. Das US-Repräsentantenhaus hat zwar nach langem Ringen einen Gesetzesentwurf verabschiedet, doch steht die Zustimmung des Senats noch aus. Italienische Banken standen unter Druck, nachdem die für Donnerstag geplante Kapitalerhöhung am mangelnden Interesse der Banca Carige gescheitert war. Die Aktie war am Freitag vom Handel ausgesetzt und soll so lange ausgesetzt bleiben, bis es nähere Informationen gibt. Unicredit verloren 0,6 Prozent, Banca Mediolanum 2 Prozent und Intesa Sanpaolo 1,1 Prozent. Banca Monte dei Paschi gewannen dagegen 6,2 Prozent. Die Aktie wird erst seit einigen Wochen wieder gehandelt nach einer knapp einjährigen Aussetzung, während der das Institut mit Hilfe des italienischen Staates vor einer Pleite gerettet worden war. Europaweit verlor der Bankensektor 0,6 Prozent. Vivendi stiegen trotz nur mittelmäßiger Quartalszahlen um 4,4 Prozent nach oben. Positiv wurde hier das überraschend gute Abschneiden der Sparte Canal Plus gesehen. Die Aktie des Spiele-Softwareproduzenten Ubisoft verlor dagegen 1,2 Prozent. Vivendi hatte angekündigt, zumindest in den kommenden sechs Monaten kein Übernahmeangebot für Ubisoft abzugeben. Mit einem Kurseinbruch von gut 48 Prozent fielen die Aktien des britischen Bau- und Facility-Management-Wertes Carillion auf. Die Briten hätten die Anleger gleich dreifach geschockt: mit einer Gewinnwarnung, einer unerwartet hohen Verschuldung und dem möglichen Bruch von Kredit-Covenants. Deutsche Börse (+1,3 Prozent) profitierten weiter von der Ernennung von Theodor Weimer zum neuen Chef des Börsenbetreibers ab Januar. Die sich hinziehenden Koalitionsverhandlungen und die Debatte um die Abschaltung von Kohlekraftwerken lasteten auch am Freitag auf RWE (-3,9 Prozent). Fresenius brachen nach einer Verkaufsempfehlung der UBS um 5,4 Prozent ein. Munich Re stiegen um 0,3 Prozent, nachdem die HSBC die Aktie auf die Kaufliste genommen hatte.
FINANZMÄRKTE OSTASIEN
Nach guten Vorgaben von der Wall Street haben die Aktienmärkte in Ostasien am Freitag mit kleinen Gewinnen, aber teils deutlich unter den Tageshochs geschlossen. In den USA hatten die Kurse von neuer Zuversicht bezüglich der geplanten Steuerreform profitiert. Sie nahm eine erste Hürde, denn der Entwurf wurde vom Repräsentantenhaus verabschiedet. In Sydney gewannen Fortescue 1,5 Prozent, weil sich am chinesischen Terminmarkt die Eisenerzpreise weiter erholten. In Hongkong setzte sich die Rekordjagd des Indexschwergewichts Tencent fort mit einem Plus im Späthandel von 3,0 Prozent. China Merchants Ports (-2,6 Prozent) litten weiter unter Wettbewerbsbedenken der chinesischen Regulierer. An den festlandchinesischen Börsen gaben die Kurse nach. Auslöser der Verkaufswelle war eine neue Warnung des Regulierers gewesen mit Blick auf die Kursrally des Spirituosenherstellers Kweichow Moutai (-4 Prozent). In Indien stiegen die Kurse und auch die Rupie zog an, weil das Land erstmals seit 14 Jahren wieder von einer Ratingagentur eine bessere Note erhalten hat. Moody's hatte das Rating von Baa3 auf Baa2 erhöht. Am Ölmarkt liefen die Preise von US- und europäischem Brentöl etwas auseinander. Während US-Öl etwas zulegte, tat sich beim Brent kaum etwas. "Berichte, wonach Russland noch nicht von der Notwendigkeit einer Verlängerung der Förderkürzungen überzeugt sein soll, wecken bei dem ein oder anderen Zweifel", kommentieren die Energieexperten der ANZ. Preistreibend beim US-Öl könnte gewirkt haben, dass die Keystone Pipeline im US-Bundesstaat South Dakota wegen eines Lecks abgeschaltet wurde, sagten Marktbeobachter. Am Devisenmarkt neigte der Dollar auf breiter Front zur Schwäche. Marktbeobachter taten sich mit Erklärungen dafür aber schwer. Einer meinte, neue Berichte über angebliche Verbindungen von US-Präsident Donald Trump mit Russland könnten hinter der Stimmungseintrübung für den Greenback stehen.
UNTERNEHMENSMELDUNGEN SEIT 13.30 UHR
US-BAUBEGINNE
Die Bautätigkeit in den USA ist im Oktober massiv auf Touren gekommen, nachdem im Vormonat durch die Folgen der Hurrikane eine Abschwächung verzeichnet wurde. Die Zahl der ersten Spatenstiche sprang im Vergleich zum Vormonat um 13,7 Prozent auf den Jahreswert von 1,290 Millionen. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Anstieg um lediglich 4,4 Prozent prognostiziert.
VOLKSWAGEN
will in den nächsten fünf Jahren mehr als 34 Milliarden Euro in Zukunftsthemen wie Elektromobilität oder autonomes Fahren investieren. Hohe Summen sollen dabei auch in neue Mobilitätsdienste und die Digitalisierung fließen, wie der VW-Aufsichtsrat entschied. Der größte Teil der bis Ende 2022 vorgesehenen Investitionssumme werde in die Elektrifizierung aller Modelle gesteckt.
RENAULT
Die Ratinagentur S&P Global Ratings hat Renault eine bessere Kreditwürdigkeit bescheinigt. Der Autobauer habe nun ein Rating von BBB. Der Ausblick sei stabil, teilte S&P mit.
QUALCOMM
hat seine Offerte für den niederländischen Halbleiterkonzern NXP verlängert. Die Frist laufe nun am 15. Dezember ab, teilte Qualcomm mit. Bis zum 16. November seien etwa 2,4 Prozent der ausstehenden Papiere angedient worden.
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November 17, 2017 12:00 ET (17:00 GMT)
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