Die Folgen des Jamaika-Debakels halten sich nach Ansicht des Commerzbank-Chefvolkswirts Jörg Krämer für die deutsche Wirtschaft in Grenzen. "Natürlich ist Unsicherheit Gift für die Wirtschaft", schreibt Krämer in einem Kommentar. Das Scheitern der Jamaika-Koalition könne für die Unternehmen kein Schock sein, nachdem sich die kontroversen Verhandlungen unter den Augen der Öffentlichkeit vier Wochen hingezogen hätten.
"Darüber hinaus befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer äußerst robusten Verfassung. Ihre Wettbewerbsfähigkeit ist vor allem wegen der Schröder-Reformen noch immer hoch, und die lockere EZB-Geldpolitik facht die Nachfrage an", erklärte Krämer. Die deutsche Wirtschaft habe so viel Schwung entwickelt, dass die zahlreichen, politisch zu lösenden Probleme Deutschlands (schlechte Straßen, Internet, Bildung, Bürokratie etc.) sich vorerst nicht bemerkbar machen würden. Beim Wachstum dürfte im kommenden Jahr eine zwei vor dem Komma stehen.
Allerdings habe das Scheitern der Jamaika-Sondierungen natürlich Folgen für die Europa-Politik Deutschlands. "Während Merkel nach der Wahl Macrons Unterstützung für seine Idee signalisierte, die Währungsunion durch mehr Umverteilung zu stabilisieren, dürfte ihr als Kanzlerin einer Minderheitsregierung die politische Kraft fehlen, einen solchen unpopulären Kurswechsel Deutschlands hin zu Macron zu vollziehen", meint Krämer. "Eine amtierende Bundesregierung wird Macron allenfalls symbolisch unterstützen."
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November 20, 2017 04:34 ET (09:34 GMT)
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