Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Zu erneut kräftigen Kursverlusten kommt es an Europas Börsen am Freitag. Zu den Unsicherheiten der am Wochenende stattfindenden Parlamentswahl in Italien und dem Ergebnis der SPD-Mitgliederbefragung zur großen Koalition gesellt sich die Furcht vor einem Handelskrieg. US-Präsident Donald Trump will bereits nächste Woche Strafzöllen von 25 Prozent auf Stahlimporte und 10 Prozent auf Aluminium zustimmen. Obwohl die Maßnahmen hauptsächlich gegen China gerichtet sind, wächst die Angst vor einem globalen Handelskrieg.
Der DAX verliert am Nachmittag 1,9 Prozent auf 11.964 Punkte und handelt auf dem niedrigsten Stand seit August 2017. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,8 Prozent auf 3.339 Punkte nach unten. Die Europäische Kommission hat mit deutlicher Kritik auf die Ankündigung aus den USA reagiert. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte, die EU bedauere den Schritt sehr. Protektionismus könne nicht die Antwort auf die Probleme der Stahlbranche sein. Auch die chinesische Regierung behält sich Schritte vor. Nomura befürchtet eine Politik von "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zwischen Peking und Washington. Eine Lösung des Konflikts könnte sich hinziehen.
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hat US-Präsident Trump Unfairness vorgeworfen. "Wenn US-Einfuhrzölle auf Aluminium und Stahl flächendeckend verhängt werden, wird dies Verwerfungen im Welthandel auslösen. Die Abschottungspolitik der USA ist ein Fehler", erklärte BDI-Chef Dieter Kempf. Trump riskiere weltweite Handelskonflikte und eine "Spirale des Protektionismus", die am Ende auch amerikanische Jobs kosten würden.
Bei einem Handelskrieg wären alle Verlierer
Der Dollar reagiert mit Schwäche auf die Ankündigung der US-Regierung. Der Euro zog über einen Cent an, er handelt inzwischen bei 1,2330 Dollar. Nach Einschätzung der Commerzbank könnten Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise Importzölle auf US-Waren, die die Exportpreise von US-Gütern erhöhen, den Effekt von US-Zöllen ausgleichen. Denn höhere Preise ließen die Nachfrage nach US-Gütern zurückgehen. Für den Dollar-Ausblick sei das ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor. "Sicher ist, dass in Folge eines Handelskrieges alle Wohlfahrtsverluste erleiden", so Analystin Esther Reichelt.
Stahlwerte werden verkauft - aber es gibt auch Gewinner
Internationale Stahlhersteller zählen mit zu den größten Verlierern in Europa. Hier belastet die Sorge über die Strafzölle in den USA gegen Stahl- und Aluminiumimporte. Die Idee dahinter ist einfach. Wenn der billige China-Stahl nicht mehr in dem USA verkauft wird, wird das Überangebot auf den europäischen Markt geworfen und macht hier den Unternehmen das Leben schwer. Thyssenkrupp fallen um 3,4 Prozent, Salzgitter um 5 Prozent und Arcelormittal reduzieren sich um 4 Prozent. Der Sektor der Minenwerte verliert im Schnitt 2,5 Prozent.
Negativ überrascht sind Händler zudem von den Zahlen von Lafargeholcim. "Die Abschreibungen im vierten Quartal sind deutlich höher als erwartet", so ein Händler. Wegen hoher Wertberichtigungen im Zusammenhang mit Übernahmen ist der Konzern sowohl im Schlussquartal als auch im Gesamtjahr in die Verlustzone gerutscht. Lafargeholcim verlieren 6,5 Prozent.
Als "in Ordnung" werden die Zahlen von Andritz eingestuft. Zwar habe die Sparte Hydro schwach abgeschnitten, dies sei jedoch von Analysten bereits so gesehen worden. Der Umsatzrückgang von 2,5 Prozent auf Jahressicht entspreche genau dem Konsens. Alle Erwartungen an das Unternehmen für 2017 seien erfüllt worden, der Ausblick sei zudem vorsichtig optimistisch und die Dividende werde leicht erhöht. Die Aktie legt gegen den Trend um 1 Prozent zu.
Ordentliche Zahlen von Alstria
Als "sehr ordentlich" werden die Zahlen von Alstria Office im Handel bewertet. Das Immobilien-Unternehmen habe wie erwartet geliefert. Die Eckdaten seien aber bereits bei der Kapitalerhöhung Ende Januar bekannt gegeben worden und demnach nicht neu. Der Gewinnsprung durch Verkäufe einiger Immobilien sei aber höher als erwartet ausgefallen. Alstria sinken um 2 Prozent.
Die Aktie von Hypoport verliert nach Zahlenausweis 8,6 Prozent. Das EBIT lag mit 23 Millionen Euro leicht unterhalb des Vorjahres, hier hatte das Unternehmen mehr versprochen. An der Börse wird der starke Kursrücksetzer als Kaufgelegenheit gesehen. Das Unternehmen habe 2017 in den Vertrieb investiert, was sich vor allem im Geschäft mit institutionellen Kunden in der Zukunft auszahlen sollte
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.338,80 -1,78 -60,36 -4,71 Stoxx-50 2.951,20 -1,78 -53,34 -7,13 DAX 11.963,87 -1,86 -227,07 -7,38 MDAX 25.261,76 -2,05 -529,85 -3,58 TecDAX 2.493,56 -2,68 -68,67 -1,40 SDAX 11.729,04 -1,58 -188,05 -1,33 FTSE 7.083,81 -1,28 -91,83 -6,66 CAC 5.154,15 -2,06 -108,40 -2,98 Bund-Future 159,97 -0,09 -1,12 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.00 Uhr Do, 17.40 Uhr % YTD EUR/USD 1,2330 +0,45% 1,2263 1,2207 +2,6% EUR/JPY 129,84 -0,29% 129,84 130,50 -4,0% EUR/CHF 1,1526 -0,26% 1,1525 1,1554 -1,6% EUR/GBP 0,8940 +0,34% 0,8900 1,1255 +0,6% USD/JPY 105,31 -0,73% 105,88 106,91 -6,5% GBP/USD 1,3793 +0,11% 1,3780 1,3741 +2,1% Bitcoin BTC/USD 9.877,09 -0,76% 9.877,09 9.877,09 -31,24 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 60,51 60,99 -0,8% -0,48 +0,2% Brent/ICE 63,39 63,83 -0,7% -0,44 -3,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.323,33 1.316,96 +0,5% +6,37 +1,6% Silber (Spot) 16,53 16,48 +0,3% +0,05 -2,4% Platin (Spot) 968,00 967,50 +0,1% +0,50 +4,1% Kupfer-Future 3,09 3,10 -0,2% -0,01 -6,3% ===
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March 02, 2018 10:15 ET (15:15 GMT)
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