-- SPD-Chef wirft Siemens Vertrauensbruch vor
-- Schulz geißelt "verantwortungsloses" Verhalten
-- Unions-Wirtschaftssprecher gegen "Siemens-Bashing"
(NEU: weitere Aussagen)
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--SPD-Chef Martin Schulz hat der Konzernspitze von Siemens ein "verantwortungsloses" Verhalten vorgeworfen und von Vorstandschef Joe Kaeser die Rücknahme der Entscheidungen zur Streichung von fast 7.000 Stellen verlangt.
"Das ist das typische Verhalten von verantwortungslosen Managern", sagte Schulz bei einem Treffen mit Siemens-Beschäftigten vor dem Bundestag, in dem eine aktuelle Stunde zu dem Thema stattfand. "Beweis' jetzt mal, lieber Herr Kaeser, deine soziale Kompetenz, und mach' diese Beschlüsse rückgängig."
Im Bundestag nannte Schulz es "inakzeptabel", dass ein internationaler Konzern, der jahrzehntelang direkt und indirekt vom deutschen Staat profitiert habe, "jetzt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für krasse Managementfehler bluten lässt" - im Angesicht von Rekordgewinnen. Der SPD-Chef sprach von "Vertrauensbruch" und erklärte: "Das ist nicht das Verhalten eines verantwortungsbewussten Managements".
In der Debatte erinnerten auch Redner anderer Parteien den Industriekonzern an seine soziale Verantwortung und forderten, die Entscheidungen zu überdenken. Der Unions-Wirtschaftssprecher Joachim Pfeiffer (CDU) schloss sich der Wertung des SPD-Chefs aber nicht an. "Ein Siemens-Bashing, wie Sie es hier betrieben haben, hilft nicht weiter", kritisierte er.
Die Lage auf dem Weltmarkt verändere sich auch bei Gasturbinen. "Also muss man darauf reagieren, und das gilt natürlich auch für ein Unternehmen wie Siemens." Es sei eine "ureigene unternehmerische Entscheidung", sich mit dem Weltmarkt auseinanderzusetzen und das Geschäftsmodell anzupassen. "Dazu gehört leider auch ein Arbeitsplatzabbau in diesen Sektoren", meinte Pfeiffer. Dem stünden aber neue Jobs in anderen Bereichen gegenüber.
Die SPD-Fraktion hatte die Aktuelle Stunde auf die Tagesordnung des Bundestags gesetzt. Siemens will in der Kraftwerks- und Antriebssparte rund 6.900 Stellen weltweit streichen, gut die Hälfte davon in Deutschland. Die Standorte Leipzig und Görlitz sollen geschlossen werden. Dort und an anderen Werken hatten Beschäftigte und Politiker in den vergangenen Tagen gegen die Streichungspläne protestiert.
(mit Material von AFP)
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November 21, 2017 10:42 ET (15:42 GMT)
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