BERLIN (AFP)--Im Tarifkonflikt im Bauhauptgewerbe haben die Beschäftigten am Montag in Berlin für höhere Löhne demonstriert. Mehr als 1.200 Kollegen der Branche kamen zu einem Protestzug zusammen, schwenkten Fahnen und hängten zum Zeichen ihres Ärgers ihre Bauhelme an einen Zaun, wie die Gewerkschaft IG BAU mitteilte. Die Beschäftigten zogen auch zum Ort der Schlichtungsverhandlungen, die unter der Leitung des früheren Bundesministers Wolfgang Clement begannen.
"Der Bau boomt, deswegen muss es Lohnerhöhungen geben", sagte der Sprecher der Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt, Ruprecht Hammerschmidt, der Nachrichtenagentur AFP. Seinen Angaben zufolge reisten die Beschäftigten mit einer hohen Erwartungshaltung in Bussen aus ganz Deutschland nach Berlin. Der Protestzug führte vom Berliner Zoo unter anderem an der Gedächtniskirche vorbei zum Verhandlungsort in einem Hotel im Bezirk Tiergarten.
Die IG BAU hatte in den gescheiterten Tarifverhandlungen für die rund 800.000 Beschäftigten am Bau 6 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Tarifrunde zwar 6 Prozent geboten - allerdings gestreckt über zwei Jahre. Auf einen Kompromiss konnten sich die Streitparteien nicht einigen, weshalb am Montag die Schlichtung begann.
Im Fall eines Scheiterns der Schlichtung schließt die Gewerkschaft auch Streiks nicht aus. Parallel zur Schlichtung würden derzeit auch Arbeitskampfmaßnahmen vorbereitet, sagte Hammerschmidt. "Wir wollen das nicht. Aber wenn wir keine Bewegung sehen, ist auch klar, dass wir nicht die Sparmeister der Nation sind." Die protestierenden Kollegen hätten in Berlin gezeigt: "Mit denen ist nicht zu spaßen." Bewegung auf Arbeitgeberseite sehe die Gewerkschaft bislang noch nicht.
Schlichtungen wie derzeit im Bauhauptgewerbe sind einer Studie zufolge oft von Erfolg gekrönt. In 26 von 38 Schlichtungsverfahren in verschiedenen Branchen konnte eine Einigung erzielt werden, was einer Erfolgsquote von 68 Prozent entspricht, zitierte die Rheinische Post aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.
Die IW-Experten untersuchten 14 Branchen. Seit dem Jahr 2000 kam es in sieben Branchen zu insgesamt 38 Schlichtungsverfahren, die meisten davon im Luftverkehr. Je nach Branche gibt es aber deutliche Unterschiede: Im öffentlichen Dienst seien nur 20 Prozent der Schlichtungen erfolgreich beendet worden, in den übrigen Branchen habe die Erfolgsquote mindestens bei 60 Prozent gelegen.
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May 07, 2018 09:47 ET (13:47 GMT)