Von Olaf Ridder
ESSEN (Dow Jones)--Thyssenkrupp-Arbeitsdirektor Oliver Burkhard ist optimistisch, für die geplante Fusion des Stahlgeschäfts mit Tata Steel eine Verhandlungslösung mit den Arbeitnehmervertretern erzielen zu können. Die Signale deuteten darauf hin, dass schon bald in der gemeinsamen Arbeitsgruppe verhandelt werden könne, möglicherweise schon am Freitag. An diesem Tag findet die fünfte Sitzung dieses Gremiums statt. Bisher sei nur sondiert und informiert worden.
Burkhard wertete die von der IG Metall kürzlich erhobenen 10 Forderungen als Anzeichen dafür, dass die Arbeitnehmerseite an Verhandlungen interessiert sei. Auch Thyssenkrupp sei verhandlungsbereit, sagte er. Das schließe auch ein Eingehen auf die Forderungen ein, ließ er durchblicken.
Die Arbeitnehmervertreter hatten den bisherigen Verlauf der Verhandlungen als enttäuschend bezeichnet. Ex-IG-Metall-Chef Detlev Wetzel, der im Aufsichtsrat der Stahlsparte sitzt, drohte am Tag vor der Bilanzvorlage ganz offen in einem Zeitungsinterview damit, dem Joint Venture nicht zuzustimmen. Die Arbeitnehmerseite verlangt unter anderem langfristige Beschäftigungs- und Standortzusagen und befürchtet, dass es bei den in Aussicht gestellten Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen nicht bleiben wird.
Konzernchef Heinrich Hiesinger sagte, angestrebt werde eine einvernehmliche Lösung mit den Arbietnehmern. Er verteidigte die geplante Fusion des Stahlgeschäfts trotz des guten Abschneidens der Sparte im zweiten Halbjahr. Das Geschäft sei sehr schwankungsanfällig. Von der Steigerung des bereinigten Betriebsgewinns von etwa 100 Millionen Euro in der ersten Jahreshälfte auf 400 Millionen Euro in der zweiten dürfe man sich nicht blenden lassen.
Die strukturellen Probleme der Branche in Europa mit erheblichen Überkapazitäten im Flachstahl seien geblieben. "Wir sind überzeugt, dass Konsolidierung notwendig ist", sagte er. Nur mit einem Zusammenschluss bekomme der Bereich eine nachhaltige Zukunftsperspektive. Der Zusammenschluss schaffe trotz des unvermeidbaren Abbaus von 2.000 Stellen Sicherheit für einige Zehntausend Mitarbeiter.
Finanzvorstand Guido Kerkhoff trat Befürchtungen entgegen, mit dem Stahl-Joint-Venture komme es zu einer Bad Bank. Das Gemeinschaftsunternehmen sei trotz der Schulden aus Pensionslasten beider Seiten "ganz klar tragfähig".
Bis Ende nächsten Jahres soll das Joint Venture stehen. An diesem Zeitplan hielt Hiesinger fest. Derzeit laufe die Due Diligence. Allerdings gehe beim Zeitplan Sorgfalt vor Schnelligkeit.
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November 23, 2017 05:26 ET (10:26 GMT)
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