Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei seinen Beratungen am 26. Oktober 2017 beschlossen, dass alle drei Programme zum Ankauf privat emittierter Wertpapiere auch 2018 ein "beträchtliches Volumen" haben sollen. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, will der Rat aber prüfen, welche Auswirkungen der Ankauf von Unternehmensanleihen hat. Wörtlich heißt es in dem Dokument: "Es herrschte Übereinstimmung darüber, dass der Einfluss des Programms zum Ankauf von Unternehmensanleihen (CSPP) auf die Marktfunktionalität und die Preisbildung weiter überprüft werden soll. Dabei soll es auch um die Frage gehen, welches die relevanten geldpolitischen Transmissionskanäle sind."
Laut Protokoll hatte der EZB-Rat über mögliche Marktverzerrungen durch den Ankauf von Unternehmensanleihen diskutiert. Demnach wurde der Vorwurf kaut, dass das CSPP große Unternehmen zu Lasten kleiner und mittlerer bevorteile. Dem hielten andere Teilnehmer entgegen, dass das CSPP keine verzerrenden Auswirkungen habe, nicht diskriminierend sei und zudem den Aspekt der Kreditlockerung des Anleihekaufprogramms APP verstärke.
Der EZB-Rat hatte beschlossen, das Monatsvolumen der Anleihekäufe ab 2018 auf 30 (derzeit: 60) Milliarden Euro zu verringern. Aussagen dazu, wie die Verringerung auf die einzelnen Wertpapiergattungen umgelegt werden sollen, gab es bisher nicht.
In seiner abgespeckten Form soll das Programm zunächst bis Ende September fortgeführt werden. Beobachter erwarten, dass es dann erneut zumindest bis Jahresende mit einem noch geringeren Volumen fortgesetzt wird. Die EZB argumentierte, dass sich wegen des kräftigen Wachstums die Zuversicht vergrößert habe, dass das Inflationsziel von knapp 2 Prozent erreicht werden kann. Zugleich argumentierte der Rat, dass ab dem kommenden Jahr die Reinvestition von Mitteln aus fällig werdenden Anleihen stark an Bedeutung gewinnen dürfte. Er sagte zu, dass diese Reinvestitionen deutlich über das Ende der Nettoankäufe hinaus fortgesetzt werden sollen.
Dabei hielt er sich die Option offen, nach dem Ende der Nettoankäufe Reinvestitionen außerhalb des Landes durchzuführen, in dem die fällig gewordenen Anleihe emittiert wurde. Das würde ein Abweichen vom EZB-Kapitalschlüssel mit sich bringen, an den die Zentralbanken des Eurosystems bei ihren Ankäufen derzeit gebunden sind. Hierzu finden sich im Sitzungsprotokoll jedoch keine Aussagen.
Zudem bestätigt die EZB ihre Forward Guidance zu den Zinsen. Diese sollen erst deutlich nach dem Ende der Nettoankäufe steigen. Auch sollen falls erforderlich Volumen und/oder Dauer der Wertpapierankäufe erhöht werden.
Laut Sitzungsprotokoll betrachtete der EZB-Rat die Wechselkursentwicklung des Euro weiterhin als ein Abwärtsrisiko für die Wachstumsaussichten. Er wies aber darauf hin, dass dessen "Volatilität" seit der vorherigen Ratssitzung Anfang September nachgelassen habe. Zudem sei der grundlegende Preisdruck trotz der früheren Euro-Aufwertung bisher stabil geblieben.
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November 23, 2017 07:30 ET (12:30 GMT)
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