Die europäischen Aktienmärkte mussten zuletzt einiges über sich ergehen lassen: Der Konflikt in Nahost, die kontroverse Debatte über US-Steuersenkungen und nicht zuletzt die gescheiterte Bildung einer neuen Bundesregierung. Doch mit der weiterhin nicht wirklich restriktiven Geldpolitik und der soliden Weltkonjunktur verfügen Aktien über zwei stabile Standbeine. Vor allem die Emerging Markets in Asien zeigen sich wirtschaftlich robust. Welche Anlagechancen bieten die Schwellenländer noch? Und welche Impulse können sie auf die besonders export- und industrielastigen Aktien in Europa ausüben?
Wirtschaft in Europa - Basiseffekte sind Silber, Nachhaltigkeit ist Gold
Gemäß Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone ist die voranschreitende Konjunkturerholung intakt. Allerdings verläuft die Euro-Konjunkturerholung nicht gleichmäßig.
Allerdings sollte man Basiseffekte, die aufgrund einer langjährigen Wirtschaftsmisere kein Wunder sind, nicht mit Nachhaltigkeit verwechseln. Was z.B. in Frankreich Not tut, sind wirkliche Wirtschaftsreformen. Die bislang ergriffenen Strukturmaßnahmen zielen zwar in die richtige Richtung. So profitieren vor allem mittelständische Unternehmen von der jüngst umgesetzten Arbeitsmarktreform. Demnach können Arbeitszeiten flexibler gestaltet und Gehälter in wirtschaftlich schwieriger Lage auch unter Tarif bezahlt werden. Zusätzlich werden Kündigungen mit gedeckelten Abfindungen erleichtert. Doch hält Präsident Macron daran fest, dass Abweichungen von Tarifverträgen nur mit der Zustimmung der Arbeitnehmervertreter möglich sind. Das ist beherzte Reform-Kosmetik, wo beherzte Kernsanierung angesagt wäre. Das Motto darf nicht lauten "Der Weg ist das Ziel", sondern "Das Ziel ist das Ziel". Und die Reformfähigkeit Italiens wurde bislang ebenso wenig entdeckt wie das Bernsteinzimmer. Europa braucht Standortverbesserungen, um erst nachhaltige Wachstumseffekte erzielen zu können. Europa gefällt sich zu sehr darin, jeden Wachstumskeim als epochal darzustellen.
Mittelstandsaktien auch in Frankreich im Fokus
Immerhin wurde über die kleinen Reformen Macrons der Anlegerblick auf französische, industrielastige Mittelstandsaktien geleitet, auch wenn sie ihren deutschen Pendants in puncto Wertentwicklung nicht ganz folgen können. Die nationale Karte ist aber als Begründung für ihre Renaissance nicht ausreichend. Schwerpunktmäßig führte die sich stabilisierende Weltkonjunktur speziell in den Schwellenländern zu deren Kurserholung. Nicht zuletzt entfachen diese Unternehmen aufgrund ihrer Industriepatente und Technologie-Know Hows eine enorme Übernahmephantasie insbesondere aus den Schwellenländern Asiens.
Die zukünftigen Ex-Schwellenländer haben fundamentale Substanz
Die fundamentalen Probleme der Schwellenländer, die bis Ende 2015 sogar Ängste vor einer Asien-Krise hervorriefen, haben sich deutlich zurückgebildet. Das heißt nicht, dass diese Länder sakrosankt sind. Überhitzungen im gewerblichen und privaten Kreditbereich Chinas sind unverkennbar, denen die Aufsichtsbehörden in Form strikterer Kreditvergaberegeln entgegenwirken. Allerdings betreibt Chinas Zentralbank umfangreiche Liquiditätszuführungen zur Kompensation, ähnlich wie Fed, EZB oder Bank of Japan. Grundsätzlich ist die "Neue Konjunkturelle Sachlichkeit Chinas" zu begrüßen, da sie die Fehlallokationen und Rezessionsgefahren gleichermaßen bekämpft.
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